Erwartete der Apostel Paulus, in den Himmel aufzufahren?
„Denn es setzt mir beides hart zu: ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre; aber es ist nötiger, im Fleisch zu bleiben, um euretwillen“ (Philipper 1,23-24). Meinte Paulus mit diesen Worten, dass er die Erde verlassen wollte, um mit Christus im Himmel zu sein? Was meinte er tatsächlich, als er schrieb, er wollte bei Christus sein?
Bei unserer Analyse dieser fraglichen Verse sollten wir darauf achten, was sie nicht aussagen. Sie sagen nicht aus, wann oder wo Paulus mit Christus wäre, wenn er aus der Welt scheiden würde. Auch wird der Himmel in diesen Versen nicht erwähnt. Schlüsse dieser Art zu ziehen bedeutet, dass man etwas in Paulus’ Worte hineinliest.
Als Paulus den Philippern schrieb, rang er mit zwei gegensätzlichen Wünschen. Er sehnte das Ende dieses Lebens herbei, um mit Christus zu sein, jedoch wollte er auch beim Volk Gottes bleiben.
In seinem zweiten Brief an den Evangelisten Timotheus sprach er dogmatisch; er wusste, dass das Ende seines physischen Lebens bevorstand: „Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Hinscheidens ist ge kommen. Ich habe den guten Kampf ge kämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebhaben“ (2. Timotheus 4,6-8).
An dieser Stelle erfahren wir, was Paulus mit „bei Christus sein“ meinte. Ihm war klar, dass er seine Belohnung nicht unmittelbar nach seinem Tod erhalten sollte. Stattdessen wird ihm eine „Krone der Gerechtigkeit“ bereitgehalten, die er „an jenem Tag“ – dem Tag der Rückkehr Christi – erhalten wird.
Paulus wusste also, dass Jesus seine Belohnung bei seiner Rückkehr mitbringen wird. Paulus wird dann seine Belohnung erhalten – und nicht vorher –, zusammen mit allen anderen, die bei der Rückkehr Christi auferstehen werden: „Siehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her“ (Jesaja 40,10; vgl. dazu Offenbarung 22,12).
Den Korinthern erklärte Paulus: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen, und die Toten wer den auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden“ (1. Korinther 15,51-52).
Paulus wusste, dass er seine Belohnung bei der Rück kehr Christi erhalten würde: „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, da- mit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Leb zeiten, es sei gut oder böse“ (2. Korinther 5,10).
Die Zeitspanne zwischen dem Tod des Paulus und seiner Auferstehung wird ihm nur wie ein kurzer Augenblick vorkommen. Im nächsten Augenblick seines Bewusstseins wird er mit Christus und ein verherrlichter Sohn Gottes sein. Aus die- sem Grund sehnte sich Paulus, seiner Leiden des physischen Lebens müde geworden, zu sterben und mit Christus zu sein.