Israels goldenes Zeitalter

Israels goldenes Zeitalter

Der Bundesschluß, durch den das alte Israel zum „Volke Gottes“ wurde (Richter 20,2), erfolgte nur kurze Zeit später am Berg Sinai, nachdem die Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei befreit worden waren. Israels Bund mit Gott basierte auf Gottes Verheißungen und dem Bund mit Abraham (2. Mose 2,23-24; 33,1). Darin hatte Gott seine Vorstellungen einer Beziehung definiert, wie er sie sich zu Jakobs Nachkommen wünschte, die sich jetzt als Nation Israel auf dem Weg in das „Gelobte Land“ befanden.

Gott bot Israel diesen Bund mit der Erklärung von Verheißungen an, indem er Israel ganz deutlich auf die daraus erwachsenden Verpflichtungen hinwies. Die Israeliten brauchten lediglich zu wählen, ob sie den Bund annehmen wollten oder nicht, wobei sie bei Annahme ihre Zusagen zu erfüllen hatten.

Gott bot ihnen die gleiche Chance zu einem Bund bzw. zu einer gerechten Lebensweise an, wie sie schon Abraham erhalten hatte. Er erinnerte sie deshalb wiederholt daran: „Denn ich bin der HERR, der euch aus Ägyptenland geführt hat, daß ich euer Gott sei. Darum sollt ihr heilig sein, denn ich bin heilig“ (3. Mose 11,45). Die Wirksamkeit der eingegangenen Beziehung hing allein von der kontinuierlichen Bereitschaft der Israeliten ab, als heiliges Volk zu leben, d. h. als aus- bzw. abgesondertes Volk.

Als die Kinder Israels die Bedingungen des Bundes vernahmen, den Gott mit ihnen eingehen wollte, hatten sie die Wahl zwischen zwei gegensätzlichen Möglichkeiten: Sie konnten die Lebensweise als heiliges Volk Gottes annehmen und als seine Repräsentanten oder Botschafter gegenüber anderen Völkern dienen (5. Mose 4,6), oder sie konnten seinAngebot mit allen daraus erwachsenden Konsequenzen zurückweisen.

Ihre Überlebenschance ohne die Hilfe Gottes war zu diesem Zeitpunkt sehr gering. Gott hatte sie gerade aus der grausamen ägyptischen Knechtschaft befreit. Sie waren ohne Heimat, und kein anderes Volk war bereit, sie als Mitbewohner aufzunehmen. Sie fanden sich gefangen in einem äußerst unwirtlichen Niemandsland.

Gott hatte es mit Absicht so vorgesehen, daß die Zurückweisung seines angebotenen Bundes für die Israeliten wenig attraktiv war. Doch er bedrängte sie nicht einzuwilligen, ohne ihr ausdrückliches Einverständnis. Sie mußten eine Wahl treffen!

Gott sprach zu ihnen vom Berg Sinai und offenbarte ihnen seine Zehn Gebote – sein Grundgesetz der Heiligkeit. Die Gebote wurden zusammen mit den Satzungen und Rechtsverordnungen, die Gott Mose offenbarte, zum „Buch des Bundes“. Mose „nahm darauf das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes. Und sie sprachen: Alles, was der HERR gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören“ (2. Mose 24,7; vgl. Vers 3).

Ein neuer Bund ist notwendig

Gott kannte natürlich ihre Herzen besser, als sie sie kannten. Er wußte von Anfang an, daß der Bund, den er mit den Israeliten schloß, eine grundsätzliche Schwä- che besaß: Er konnte die Veränderung des menschlichen Herzens nicht garantieren. Die Wandlung des Herzens wird erst durch den Neuen Bund mit dem Auftreten Jesu Christi und seinem Opfer als Lamm Gottes möglich (Hebräer 9,26).

Beachten Sie die Reaktion Gottes auf die Erklärung der Israeliten, daß sie ihm gehorsam folgen würden: „Ich habe gehört die Worte dieses Volks, die sie mit dir geredet haben; es ist alles gut, was sie geredet haben. Ach daß sie ein solches Herz hätten, mich zu fürchten und zu halten alle meine Gebote ihr Leben lang, auf daß es ihnen und ihren Kindern wohlginge ewiglich!“ (5. Mose 5,28-29).

Doch die Israeliten hatten nicht dieses Herz! Ein solches neues Herz wird erst durch den heiligen Geist möglich. Beachten Sie, was Petrus Jahrhunderte später sagte, als Gott schließlich den heiligen Geist zu Pfingsten allen von ihm Berufenen gab: „Kehrt jetzt um und laßt euch taufen auf Jesus Christus; laßt seinen Namen über euch ausrufen und bekennt euch zu ihm – jeder und jede im Volk! Dann wird Gott euch eure Schuld vergeben und euch seinen heiligen Geist schenken. Denn was Gott versprochen hat, ist für euch und eure Kinder bestimmt und für alle, die jetzt noch fern sind und die der Herr, unser Gott, hinzurufen wird“ (Apostelgeschichte 2,38-39; Gute Nachricht Bibel).

Weil Gott den Menschen des alten Israel den heiligen Geist nicht zugänglich gemacht hatte, waren sie nie in der Lage, vollkommen nach dem geistlichen Inhalt des Gesetzes Gottes zu leben und so ein wahrhaft heiliges Volk zu werden. Ihre menschliche Natur und der Einfluß ihrer Nachbarn brachten sie immer wieder vom Weg Gottes ab.

Sogar die Generation, die Gott durch beeindruckende und große Wunder aus Ägypten geführt hatte, starb aufgrund ihres anhaltenden Unglaubens und Ungehorsams, ihrer Starrköpfigkeit und ihres ständigen Klagens in der unwirtlichen Wüste des Nahen Ostens. Gott erlaubte es dieser Generation nicht, das Land in Besitz zu nehmen, das er Abrahams Nachkommen versprochen hatte. Diese Menschen waren völlig unwillig, die von Gott geforderte Heiligkeit widerzuspiegeln.

Gott hielt sein Versprechen gegenüber Abraham trotzdem und gab das Land der Verheißung dann der nachfolgenden Generation unter der Führung von Josua. So „diente [Israel] dem HERRN, solange Josua lebte und die Ältesten, die noch lange Zeit nach Josua lebten und alle Werke des HERRN kannten, die er an Israel getan hatte“ (Josua 24,31).

Hierin liegt eine wichtige Lektion: Auch wenn eine Generation seines Volkes sich ungehorsam verhält, dann bedeutet das nicht, daß Gott seine Verheißungen der folgenden Generation vorenthält. Sie ist genauso Erbe der Versprechen Gottes an Abraham.

Gott mag für eine gewisse Zeit seine zugesagten Segnungen vorenthalten oder verzögern, aber er gibt sie dennoch. Er hält immer sein Wort! Aus diesem Grund können wir sicher sein, daß Gott auch die biblischen Prophezeiungen über die Kinder Israel für die Endzeit erfüllen wird.

Israel wird ein Königreich

Für einige hundert Jahre der Folgezeit sandte Gott Propheten und Richter zur Führung und Unterrichtung des Volkes in seinem Weg sowie zur Schlichtung von Streitigkeiten, die unter den Israeliten auftraten. Aber sehr oft wandten sie sich von Gott ab (Psalm 78,56-58). Es mangelte ihnen völlig an einer Lebensweise gemäß ihrem Versprechen, ein heiliges Volk zu sein. Die Bibel beurteilt die Ära der Richterzeit mit folgenden Worten: „Zu der Zeit war kein König in Israel; jeder tat, was ihn recht dünkte“ (Richter 21,25).

Doch auch in dieser und der späteren Zeit erhörte Gott ihre Gebete in Krisenzeiten, als sie inbrünstig seine Hilfe und Gnade erflehten (Psalm 106,39-45). Er „gab ihnen Gnade und erbarmte sich ihrer und wandte sich ihnen wieder zu um seines Bundes willen mit Abraham, Isaak und Jakob und wollte sie nicht verderben, verwarf sie auch nicht von seinem Angesicht“ (2. Könige 13,23).

Schließlich wollte Israel einen König haben und bat den Propheten Samuel darum: „Da versammelten sich alle Ältesten Israels und kamen nach Rama zu Samuel und sprachen zu ihm: Siehe, du bist alt geworden, und deine Söhne wandeln nicht in deinen Wegen. So setze nun einen König über uns, der uns richte, wie ihn alle Heiden haben. Das mißfiel Samuel, daß sie sagten: Gib uns einen König, der uns richte. Und Samuel betete zum HERRN. Der HERR aber sprach zu Samuel: Gehorche der Stimme des Volks in allem, was sie zu dir gesagt haben; denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, daß ich nicht mehr König über sie sein soll ... So gehorche nun ihrer Stimme. Doch warne sie und verkünde ihnen das Recht des Königs, der über sie herrschen wird“ (1. Samuel 8,4-9).

Gott gewährte ihnen ihren Wunsch und beauftragte Samuel, Saul zum König zu salben (1. Samuel 10,17-24). Gott war bereit, mit dem König Israels zu arbeiten und ihn zu unterstützen, wenn er Gerechtigkeit walten lassen würde. Doch Saul wurde arrogant, eigensinnig und selbstgerecht. So entschied sich Gott für einen neuen König.

Mehr als 1000 Jahre später sagt Paulus dazu: „Und als er diesen [Saul] verstoßen hatte, erhob er David zu ihrem König, von dem er bezeugte: Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der soll meinen ganzen Willen tun. Aus dessen Geschlecht hat Gott, wie er verheißen hat, Jesus kommen lassen als Heiland für das Volk Israel“ (Apostelgeschichte 13,22-23).

Israels goldenes Zeitalter beginnt

Israels Aufstieg in ein goldenes Zeitalter während der Regierungszeit des Königs David und seines Sohnes Salomo mit der nachfolgenden Teilung der Nation in zwei Königreiche ist eine Geschichte von Siegen und Niederlagen.

Als Ganzes gesehen unterstreichen diese Ereignisse Gottes Treue zu seinen Verheißungen und die Tragödie der menschlichen Schwächen. Sie zeigen darüber hinaus sehr deutlich die Notwendigkeit eines grundlegenden Sinneswandels des Menschen und der Rückkehr des einzig perfekten Königs dieser Welt, Jesus Christus.

Zur Zeit Davids und Salomos herrschte Israel über ein großes Gebiet im Nahen Osten. Gott segnete Israel für seinen Gehorsam in dieser Ära. Dieser Segen war ein Vorgeschmack dessen, was den Nachkommen Abrahams bedingungslos verheißen wurde.

Aufgrund der Sünden Salomos und seiner Nachfolger und der des ganzen Volkes in den Jahrzehnten nach dem Tode Salomos verlor Israel jedoch seine nationale Identität. Hier in Kürze die Geschichte:

David wurde in zwei Stufen König über Israel. Zuerst wurde er vom Stamm Juda in Hebron zum König gesalbt (2. Samuel 2, 3-4). Von dort aus regierte er ungefähr sieben Jahre. Als danach auch die anderen Stämme Israels sich mit ihm verbündeten und ihn als König akzeptierten, begann in Israel eine Periode der nationalen Einheit (2. Samuel 5,1-5; 1. Chronik 11,3).

David besaß als König eine große und schlagkräftige Armee. So besuchten ungefähr 350 000 bewaffnete Krieger aus allen Stämmen Israels die Krönungszeremonie (1. Chronik 12,23-40). Bald danach begann er auch die Nachbarvölker, die die Israeliten seit Jahren immer wieder bedrängt hatten, zu unterwerfen.

Von seinen 40 Jahren Regierungszeit regierte David 33 Jahre von Jerusalem aus, das er von den Jebusitern erobert und zur Hauptstadt auserkoren hatte. Seine Herrschaft brachte Israel eine militärische und ökonomische Vorrangstellung im Nahen Osten. Die moderne Geschichtsschreibung versucht die biblischen Aufzeichnungen zu ignorieren und die Größe und den Einflußbereich der Reiche von David und Salomo herunterzuspielen.

So stellt das New Unger’s Bible Dictionary fest, daß „die Wissenschaftler in der Vergangenheit dazu tendierten, den Aufzeichnungen in der Bibel über die Macht und Herrlichkeit Salomos wenig Glauben zu schenken ... Die Archäologie hat jedoch das Ausmaß des Davidisch-Salomonischen Reiches genauso bestätigt, wie es im Buch der Könige geschildert wird, als auch den allgemeinen historischen Hintergrund dieser Zeit als authentisch anerkannt.

Salomos Pracht und Herrlichkeit wurde allgemein als ,semitische Übertreibung‘ oder ,romantisches Märchen‘ mit der Behauptung abgetan, daß ein solch expandierender Staat zwischen den großen Reichen des Altertums, wie den Ägyptern, den Hethitern, den Assyrern und den Babyloniern nicht lebensfähig gewesen wäre. Die Funde zeigen jedoch, daß im Zeitraum von 1100 bis 900 v. Chr. die großen Israel umgebenden Reiche entweder im Niedergang begriffen oder völlig inaktiv waren, so daß Salomo mit der Pracht regieren konnte, wie sie in der Bibel beschrieben ist“ (Ausgabe von 1988, Stichwort „Solomon“).

Der Schlüssel zum Erfolg Davids

Was war der Schlüssel zu Davids militärischen und politischen Erfolgen? Er wird offenbart im Zusammenhang mit der ersten militärischen Auseinandersetzung, nachdem sich die geeinten Stämme unter seiner Führung konsolidiert hatten.

„Als die Philister erfuhren, daß David zum König von Israel gesalbt worden war, kamen sie mit ihrem ganzen Heer, um ihn in ihre Gewalt zu bringen. Doch David konnte sich rechtzeitig in seiner Bergfestung in Sicherheit bringen.

Die Philister besetzten die Ebene Rafaïm. Da fragte David den HERRN: Soll ich sie angreifen? Wirst du sie in meine Hand geben? Der HERR antwortete: Greif sie an! Ganz gewiß gebe ich sie in deine Hand! David zog aus und besiegte die Philister bei Baal-Perazim. Er sagte: Wie Wasser einen Damm durchbricht, hat der HERR die Reihen meiner Feinde durchbrochen“ (2. Samuel 5,17-20; Gute Nachricht Bibel).

David suchte nicht den Kampf und Streit. Sie kamen zu ihm. Aber wenn er auszog, dann gab Gott den Sieg. Davids Feinde bildeten später Allianzen, um sein Reich zu besiegen, ein Reich, das – was diese nicht erkennen konnten – von Gott errichtet wurde. So war David auch gegen eine übermächtige Allianz feindlicher Nachbarn siegreich: „Davids Macht wuchs nun immer mehr, weil der HERR der Heerscharen mit ihm war“ (1. Chronik 11,9; Menge-Übersetzung).

Davids Erfolg war Gottes Werk. Doch er baute sich keine Denkmäler zur Selbstverherrlichung, wie es offensichtlicher Brauch bei allen anderen Königen des Altertums war. Deshalb erkennen die meisten Historiker die Bedeutung Israels unter den Königen David und Salomo nicht an, da ihre Heldentaten nur in der Bibel aufgezeichnet sind.

In späteren Jahrhunderten wurde Israel wiederholt angegriffen. Allein Jerusalem wurde mehr als 20mal erobert, und dabei einige Male völlig zerstört. Aufzeichnungen auf Pergament und Papyrus aus diesen Zeiten Israels haben sich schon lange in Staub aufgelöst. So sind echte Beweise für die Mitteilungen der Bibel sehr spärlich, aber es existieren doch einige. Zieht man die absolute Sorgfalt der Bibelaufzeichnungen auf anderen Gebieten in Betracht, so gibt es keinen Grund, die Aussagen der Bibel über Israel unter David und Salomo in Frage zu stellen. (Nähere Informationen über den Wahrheitsgehalt der Bibel finden Sie in unserer kostenlosen Broschüre Die Bibel – Wahrheit oder Legende?.)

Salomo erbt ein Empire

König Salomo erbte von seinem Vater David im Nahen Osten ein großes, mächtiges und prosperierendes Reich. „Denn er [Salomo] herrschte im ganzen Lande diesseits des Euphrats, von Tifsach [wahrscheinlich das moderne Dibseh an der nordsyrischen Grenze zur Türkei] bis nach Gaza [der Philisterstadt an der Mittelmeerküste], über alle Könige diesseits des Euphrat, und hatte Frieden mit allen seinen Nachbarn ringsum“ (1. Könige 5,4).

Zu dieser Zeit war Israel mit Juda „zahlreich wie der Sand am Meer, und sie aßen und tranken und waren fröhlich. So war Salomo Herr über alle Königreiche, vom Euphratstrom bis zum Philisterland und bis an die Grenze Ägyptens; die brachten ihm Geschenke [= zahlten ihm Tribut] und dienten ihm ein Leben lang“ (1. Könige 4,20 bis Kapitel 5, Vers 1).

Zwei andere Mächte des Nahen Ostens – Ägypten und Tyrus (nördlich von Israel an der Küste des heutigen Libanon gelegen) – zogen die Allianz mit David und Salomo einer Auseinandersetzung vor, um nicht ihre Eroberung zu riskieren. Diese beiden trugen wesentlich zur Vergrößerung des wirtschaftlichen und politischen Einflusses von Israel bei, obwohl während der Regierungszeit von Salomo ihr kultureller und religiöser Einfluß auf Israel zur späteren Teilung des Reiches und schließlich zum Zusammenbruch beitrugen.

Salomos Bund mit Hiram von Tyrus ist wahrscheinlich die Hauptursache dafür, daß von der westlichen Geschichtsschreibung die historische Bedeutung des Einflusses und der Macht Israels übersehen wurde. Die moderne Geschichtsforschung tendiert nämlich bei der Beschreibung des Einflusses des Phönizier-Reiches, das damals Tyrus zum Zentrum hatte, stark dazu, die wirkliche Macht des östlichen Mittelmeers zu übersehen – Salomo und das Reich Israel.

Israel und das Reich der Phönizier

Die Bibel zeigt, daß die Geschichte Israels und der Phönizier miteinander viel verflochtener ist, als es die meisten Historiker erkannt haben. Allgemein ausgedrückt: Sie gediehen zusammen in guten Zeiten und litten zusammen in schlechten. Sie hatten gemeinsame Feinde. Sie stiegen zusammen als internationale Mächte auf und wurden später etwa zur gleichen Zeit vom assyrischen Reich erobert.

Die Bevölkerung an der Küste im Gebiet von Tyrus und Sidon besaß das gleiche Alphabet und mehr oder weniger die gleiche semitische Sprache wie Israel. Es scheint so, daß – abgesehen von geringfügigen kulturellen und regionalen Nuancen – die beiden Sprachen identisch waren.

Israels besondere Beziehungen mit Kö- nig Hiram von Tyrus begannen während der Regierungszeit Davids (1. Chronik 14,1). Sie wurden auch unter der Regierung Salomos fortgesetzt. Historiker bezeichnen Tyrus als Hauptstadt der mächtigen Phönizier.

In Fritz Rieneckers Lexikon zur Bibel lesen wir unter dem Stichwort „Phönizier“: „Das Land Phönizien ist die schmale Küstenebene Syriens zwischen Libanon und Mittelmeer nördlich von Karmel. Sie ist gekennzeichnet durch die Reihe ihrer Küstenstädte ... In der Frühzeit spielte Sidon die Hauptrolle, später trat Tyrus an seine Stelle ...

Die Küstenlage ihrer Städte wies die Phönizier aufs Meer ... Auf der Suche nach billigen Rohstoffen und neuen Absatzmärkten für ihre Fertigwaren erstreckten sich die Handelsbeziehungen der Phönizier und ihre Städtegründungen über das ganze Mittelmeer bis an die spanische Atlantikküste und zeitweise bis zu den britischen Inseln ... Für Pharao Necho umfuhr eine phönizische Flotte Afrika“ (Brockhaus Verlag, Wuppertal, 1983).

Salomo weitete die Partnerschaft mit Hiram bedeutend aus. Es scheint, daß zwischen den beiden Königen ein enger verwandtschaftlicher Bund feierlich geschlossen wurde, buchstäblich ein „Bruderbund“ (Amos 1,9). Wie wir bald sehen werden, erwies sich diese Beziehung als ein tragischer Fehler Salomos. Eine gewisse Zeit lang trug die Partnerschaft jedoch zur Steigerung des Wohlstands in Israel und Phönizien bei. Gerade diese Partnerschaft bewirkte, daß das phönizische Reich internationalen Ruhm erreichte.

Bei der Erforschung der Macht und des Ansehens der einflußreichen Phönizier tendieren die Historiker zur isolierten Betrachtung der Küstenstädte, die auf dem Gebiet des heutigen Libanon liegen. Sie vernachlässigen die Partnerschaft, die zwischen Hiram von Tyrus und David bzw. Salomo von Israel bestand. So kommen sie zu völlig falschen Schlußfolgerungen, da sie nicht erkennen, daß die dominierende Kraft dieser Handelsbeziehungen David und Salomo waren und nicht Hiram. Diese Verbindung wurde nur unter dem Begriff „Phönizien“ bekannt.

Israels Beitrag zur Macht der Phönizier

Die Region, die die Historiker als das alte Phönizien bezeichnen, wird von John Christopher in seinem Buch Lebanon Yesterday and Today (1966, Seite 43) treffend umrissen: „Als Phönizien um 1000 v. Chr. [während der Regierungszeit von David und Salomo] den Gipfel seiner Macht erreicht hatte, waren die bedeutendsten Stadtstaaten von Süd nach Nord: Tyrus, Sidon, Byblos und Arvad [das auf einer Insel vor der syrischen Küste liegt, nördlich der Grenze zum Libanon].“

Aber historisch gesehen schließt das Wort „Phönizien“ manchmal ein viel größeres Gebiet als diese wenigen Küstenstädte ein. Es beinhaltet sogar einen Groß- teil der Fläche des „Landes Kanaan“, das den Siedlungsraum des alten Israel darstellte. Diese wichtige Tatsache wird in den geschichtlichen Aufzeichnungen zum alten Phönizien oft übersehen.

Christopher erklärt: „Im 3. Jahrtausend [v. Chr.] wurden Byblos und die Küste des Libanon oft als das Land Kanaan bezeichnet und seine Einwohner als Kanaaniter. Irgendwann später tauchten die vertrauteren Begriffe ,Phönizien‘ und ,Phönizier‘ auf. Manchmal wird ,Phönizien‘ speziell auf den Küstenbereich des weitaus größeren Landes Kanaan beschränkt, das tief ins Landesinnere hineinreichte“ (Seite 41; Hervorhebungen durch uns).

Aus Sicht der phönizischen Küstenstädte war die Zusammenarbeit mit Israel eine geopolitische Notwendigkeit. Militärisch war Israel der überlegene Nachbar, zu übermächtig, um von Hiram von Tyrus ignoriert zu werden. Davids Eroberungen von Edom, Moab und Ammon (dem heutigen Jordanien) brachten Israel die Kontrolle über die meisten lebenswichtigen Handelsrouten im Binnenland.

Tyrus und Sidon kontrollierten im Mittelmeerbereich den Handel zur See. Der Schwachpunkt der phönizischen Hafenstädte für ihr Überleben war ihre fast völlige Abhängigkeit vom Handel.

Israel dagegen war hinsichtlich seiner Versorgung überwiegend autonom. Es produzierte für den Export Agrarprodukte wie Wein, Olivenöl und Weizen. Aber die Gegend um die phönizischen Küstenstädte Tyrus und Sidon war gebirgig, mit wenig urbarem Land. Es ist somit nicht verwunderlich, daß die Phönizier beträchtliche Mengen an Nahrungsgütern aus Israel bezogen. So entwickelten sich schnell politische und wirtschaftliche Bindungen zwischen den beiden Königreichen, wobei Israel aber der weitaus stärkere Partner von beiden war.

Die Hafenstädte Tyrus und Sidon arbeiteten eng mit Israel bei der Beschaffung von Baumaterial für den Tempel zusammen (1. Könige 5,16-25). Salomo zog sogar 30 000 Fronarbeiter aus Israel zum Dienst bei der Gewinnung von Zedernholz für den Tempelbau ein (Verse 27-28).

Die phönizischen Hafenstädte, die den gesamten Seehandel des Mittelmeergebietes beherrschten, ermöglichten auch Israel den direkten Zugang zu den großen internationalen Märkten. Es gibt geschichtliche Aufzeichnungen über Unternehmungen der Phönizier, die sie bis in den Atlantik, wenigstens bis zu den Britischen Inseln führten (siehe z. B. Fritz Rieneckers Lexikon zur Bibel, Stichwort „Phönizien“). Manche Historiker glauben sogar, daß sie noch viel weiter reisten. Das bedeutet wiederum, daß Israel Zugang zu den gleichen Gebieten hatte.

Die Bibel berichtet zusätzlich von zwei israelitischen Stämmen, Asser und Dan, die lange vor der Zeit von David, Salomo und König Hiram von Tyrus ihre eigenen Erfahrungen als Seeleute sammelten (Richter 5,17). Salomo baute zudem eine eigene Flotte auf und stationierte diese in der israelitischen Hafenstadt Ezjon-Geber am Golf von Akaba (1. Könige 9,26). So sicherte er sich über das Rote und das Arabische Meer den direkten Handelszugang nach Ostafrika und Asien.

Obwohl die Israeliten ihre eigenen zuverlässigen Navigatoren besaßen, stellten sie auch phönizische Männer in ihren Dienst, die „erfahrene Seeleute“ waren und Salomos Männer bei ihren gemeinsamen Überseereisen „auf der Fahrt begleiteten“ (Verse 27-28, Gute Nachricht Bibel). Weitere Informationen darüber finden Sie im Rahmenartikel „Internationaler Handel: Eine Quelle von Salomos Wohlstand“ auf Seite 15.

Israel war unter David und Salomo ein starker Partner beim Erlangen der internationalen Bedeutung und Berühmtheit der Phönizier. Der weltweite ökonomische und politische Einfluß von Salomo war weitaus größer, als es die meisten Historiker erkannt haben.

Warum Gott Israel ein Reich gab

Als Israel in den Tagen Moses zu einer Nation wurde, erklärte Gott, warum er Israel zu einem mächtigen und einflußreichen Volk machen wollte: „Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein“ (2. Mose 19,5-6).

Gott beabsichtigte mit Israel ein Beispiel zu setzen, das anderen Völkern die Vorteile zeigen sollte, die sich aus der gehorsamen Befolgung seiner Gesetze ergeben (5. Mose 4,2. 6). Er wollte, daß andere Völker durch das Beispiel Israels die göttliche Lebensweise und seine gerechten Gesetze kennenlernen. Gott gab Israel eine herausragende Gelegenheit, zum geistlichen Reichtum und Segen für „alle Familien der Erde“ beizutragen, wie er es einst Abraham versprochen hatte.

In den ersten Jahren, nachdem Salomo König über Israel geworden war, diente er Gott treu. Gott schenkte Salomo Weisheit, die weit über die der Herrscher der anderen Völker hinausging. Salomo wurde für seine Weisheit weltberühmt (1. Könige 5,9-14). Unter seiner Führung genossen seine Untertanen in ihrem Land Frieden und Wohlstand.

Doch weder Salomo noch das von ihm geführte Volk orientierten sich dauerhaft an diesem Ziel. Die materiellen Vorteile von Wohlstand, Wachstum und Ruhm wurden zu ihrem Hauptziel. Sie verloren den Blick dafür, wer und was die Ursache ihrer Existenz als Nation war.

Wiederum war das Problem in der menschlichen Natur begründet. Salomo ergab sich zunehmend seinen eigenen Schwächen, bis er am Ende seines Lebens den großen Gott vergaß, der ihm ein prosperierendes Reich gegeben hatte. Im nächsten Kapitel sehen wir, wie es dazu kam und welche Folgen sich daraus ergaben.