Das Zehnte Gebot: Wahre Gerechtigkeit kommt vom Herzen

Sie sind hier

Das Zehnte Gebot

Wahre Gerechtigkeit kommt vom Herzen

Das letze der Zehn Gebote verbietet das Begehren und richtet sich an das Herz und die Gedanken aller Menschen. Es definiert unsere Denkweise — statt eine bestimmte Tat zu verbieten. Wie bei den anderen neun Geboten hat auch das zehnte Gebot mit Beziehungen zu tun und setzt sich mit einer Denkweise auseinander, die zwischenmenschlichen Beziehungen — und uns selbst — schaden kann.

Unsere Motive bestimmen unser Verhalten gegenüber jedem Menschen, mit dem wir zu tun haben. Wie Jesus bestätigte, beginnt unsere Übertretung des Gesetzes Gottes im Herzen: „… denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen heraus böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Mißgunst, Lästerung, Hochmut, Unvernunft. Alle diese bösen Dinge kommen von innen heraus und machen den Menschen unrein“ (Markus 7,21-23).

Es ist daher angebracht, daß die Zehn Gebote, die die Liebe Gottes umreißen, mit ihrem letzten Gebot, das sich mit unserem Herzen als Ursache für zwischenmenschliche Probleme befaßt, eingerahmt werden. Aus unserem Herzen heraus entstehen die Wünsche, die uns in Versuchung und in die Irre führen.

Was ist Begierde?

Begehren bedeutet etwas haben wollen. Das zehnte Gebot sagt uns nicht, daß alle unsere Wünsche unmoralisch sind, sondern, daß eine bestimmte Art Wunsch verkehrt ist. Begehren im Sinne des zehnten Gebotes ist eine unmoralische Sehnsucht nach etwas, das uns nicht gehört und das wir nicht rechtmäßig erwerben können. Dabei geht es in den meisten Fällen um etwas, das bereits einem anderen Menschen gehört.

Begehren bedeutet auch, sich etwas zu wünschen, das weit über das uns normalerweise zustehende Maß hinausgeht. Der Kern des zehnten Gebotes ist, daß wir uns nichts wünschen sollten, das einem anderen Menschen gehört oder das uns nicht zusteht.

Das Gegenteil von Begierde ist der positive Wunsch, anderen beim Schutz und Erhalt ihrer von Gott gegebenen Segnungen zu helfen. Wir sollten gewillt sein, zum Wohlergehen anderer Menschen beizutragen, damit unser Einfluß auf ihr Leben positiv ist. Wir sollten uns freuen, wenn andere Menschen materiellen Segen erhalten.

Die menschliche Natur ist selbstsüchtig

Menschlich gesehen neigen wir dazu, zuerst an uns selbst zu denken. Wir sind daher viel mehr interessiert an dem, was wir nehmen können, statt an dem, was wir geben können. Im zehnten Gebot verurteilt Gott diese Gesinnung. Gott möchte, daß wir damit aufhören, in erster Linie an uns selbst zu denken und unsere eigenen Interessen zu verfolgen.

Begierde spiegelt eine nach innen gerichtete Denkweise wieder, und Selbstsucht ist die Wurzel unserer Übertretung des Gesetzes Gottes: „… Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod“ (Jakobus 1,14-15).

Jakobus hält fest, wie gefährlich unrechtmäßige Wünsche sein können: „Woher kommt der Kampf unter euch, woher der Streit? Kommt’s nicht daher, daß in euren Gliedern die Gelüste gegeneinander streiten? Ihr seid begierig und erlangt’s nicht; ihr mordet und neidet und gewinnt nichts; ihr streitet und kämpft und habt nichts, weil ihr nicht bittet“ (Jakobus 4,1-2).

Begierde kann zu Sünden wie Mord und Krieg führen. Sie fängt als Gedanke, der nicht kontrolliert wird, an, wird dann zur Besessenheit und führt schließlich zur Tat. Wir alle haben einst „unser Leben … in den Begierden unsres Fleisches [geführt] und taten den Willen des Fleisches und der Sinne“ (Epheser 2,3). Wir alle ließen unsere Wünsche unser Verhalten bestimmen, und darin haben wir alle gesündigt (Römer 3,10. 23).

Eine universelle Seuche

Der Apostel Paulus warnt uns vor den gierigen Menschen der Endzeit: „Das sollst du aber wissen, daß in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild, dem Guten feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Wollust mehr als Gott; sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide!“ (2. Timotheus 3,1-5).

Wir möchten es vielleicht nicht zugeben, aber Paulus’ Worte sind eine zutreffende Beschreibung unserer heutigen Gesellschaft. In Sachen Begierde ist jedoch unsere heutige Gesellschaft nicht einmalig in der Menschheitsgeschichte. Begierde ist immer ein Fluch für die Menschheit gewesen. Gott beschrieb einen der letzten Könige Judas wie folgt: „Aber deine Augen und dein Herz sind auf nichts anderes aus als auf unrechten Gewinn und darauf, unschuldig Blut zu vergießen, zu freveln und zu unterdrücken“ (Jeremia 22,17).

Dieses Problem beschränkte sich damals nicht nur auf den jüdischen König: „Denn sie gieren alle, klein und groß, nach unrechtem Gewinn, und Propheten und Priester gehen alle mit Lüge um …“ (Jeremia 6,13). Gott drückte seine Abscheu vor Israels Gier aus und warnte vor deren endgültigem Resultat: „Sie reißen Äcker an sich und nehmen Häuser, wie sie’s gelüstet. So treiben sie Gewalt mit eines jeden Hause und mit eines jeden Erbe. Darum spricht der HERR: Siehe, ich ersinne wider dies Geschlecht Böses, aus dem ihr euren Hals nicht ziehen … sollt …“ (Micha 2,2-3).

Ein hervorstechendes Beispiel der fast universellen Akzeptanz der Gier ist die große Beliebtheit von Lotterien. Millionen von Menschen kaufen jede Woche ihren Lottoschein in der Hoffnung, den großen Preis zu gewinnen und danach ein Leben in Luxus und Bequemlichkeit zu führen. In ähnlicher Weise sind Spielkasinos oft beliebte Ausflugs- und Urlaubsziele, deren „Unterhaltung“ des Spielens um den großen Gewinn an die niederen Instinkte des Menschen appelliert.

Die Förderung des Begehrens ist ein großes Geschäft und beschränkt sich keineswegs auf Lotterien und Spielkasinos. Werbeagenturen und Produktforscher machen die Manipulation von Verbraucherwünschen zu einer „Wissenschaft“. Wie das alte Israel sind wir eine gierige Gesellschaft, vom Größten bis hin zum Kleinsten.

Begierde ist Götzendienst

Begierde ist mehr als nur ein gesellschaftliches Problem. Wenn wir unser Selbst durch unsere Begierde über Gott stellen, wird das Begehren zum Götzendienst. Deshalb warnt uns Paulus: „So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist. Um solcher Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams“ (Kolosser 3,5-6).

Auch gegenüber den Ephesern verband Paulus die Sünde der Habsucht mit Götzendienst und betonte, daß diese Sünde uns vom Reich Gottes ausschließen kann: „Denn das sollt ihr wissen, daß kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger — das sind Götzendiener — ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes“ (Epheser 5,5).

Begierde bekämpfen

Jesus gebot seinen Jüngern, vor der Habgier auf der Hut zu sein: „Seht zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, daß er viele Güter hat“ (Lukas 12,15). Paulus führt diesen Gedanken weiter aus und zeigt uns, daß wir an die Bedürfnisse anderer Menschen denken sollten: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut, achte einer den andern höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient“ (Philipper 2,3-4).

Gottes Lebensweise der Liebe bedeutet, daß wir diese Fürsorge für andere praktizieren: „Denn was da gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung“ (Römer 13,9-10).

Zur Bekämpfung der Begierde gehört auch der Glaube an Gott und die Zuversicht, daß er unsere legitimen Bedürfnisse befriedigen wird. Wir haben guten Grund, zuversichtlich zu sein. Die Heilige Schrift enthält sein Versprechen, daß er uns nie verlassen wird, wenn wir ihm gehorchen und auf ihn vertrauen: „Seid nicht geldgierig, und laßt euch genügen an dem, was da ist. Denn der Herr hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen“ (Hebräer 13,5).

Paulus drückt das gleiche Prinzip in anderen Worten aus: „Denn wir haben nichts in die Welt gebracht; darum werden wir auch nichts hinausbringen. Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so wollen wir uns daran genügen lassen. Denn die reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Verstrickung und in viele törichte und schädliche Begierden, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis. Denn Geldgier ist eine Wurzel alles Übels; danach hat einige gelüstet, und sie sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen“ (1. Timotheus 6,7-10).

Unsere Wünsche in richtige Bahnen lenken

Ohne Gottes Hilfe können wir die Begierde nicht besiegen. Wir können unsere eigene menschliche Natur mit ihrer nach innen gerichteten Sichtweise nicht ohne diese zusätzliche Hilfe überwinden.

Um die notwendige Hilfe zu bekommen, müssen wir darum bitten — besonders darum, daß Gott uns seinen heiligen Geist schenken wird (Lukas 11,13). Dann müssen wir seinen Geist in uns wirken lassen, um unsere Denkweise zu ändern: „Ich sage aber: Lebt im Geist, so werdet ihr die Begierden des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; die sind gegeneinander, so daß ihr nicht tut, was ihr wollt“ (Galater 5,16-17). Apostelgeschichte 2, Vers 28 zeigt uns, wie wir den heiligen Geist empfangen können. (Sie können unsere kostenlose Broschüre zu diesem Thema Der Weg zum ewigen Leben — unauffindbar? bestellen. Auf Anfrage schicken wir sie Ihnen gerne zu.)

Wir müssen unsere Wünsche in die richtige Richtung lenken. Jesus fordert uns auf, zuerst „nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“ zu trachten (Matthäus 6,33). Darüber hinaus lehrt er uns: „Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ (Matthäus 6,20-21).

Gott möchte, daß die Fürsorge für andere Menschen zur Motivation unserer Wünsche wird. Freilich kann unser Dienst am Nächsten auch für uns gewinnbringend sein. Unsere Wünsche können aber nur dann in die richtige Richtung gelenkt werden, wenn unser Herz auf das Geben, statt das Nehmen, gerichtet ist. Wir müssen das Begehren durch Dienst und Liebe für andere Menschen ersetzen.

Der Hebräerbrief ermahnt uns „Gutes zu tun und mit andern zu teilen, vergeßt nicht; denn solche Opfer gefallen Gott“ (Hebräer 13,16). Beim Überwinden der Begierde sollten wir dem Beispiel des Apostels Paulus nacheifern: „Ich habe von niemandem Silber oder Gold oder Kleidung begehrt … Ich habe euch in allem gezeigt, daß man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muß im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen“ (Apostelgeschichte 20,33. 35).

Der Kreis der Gebote schließt sich

Mit dem zehnten Gebot schließ sich der Kreis der Gebote, denn was immer Sie entgegen dem Willen Gottes anstreben, ist Begierde. Wenn Sie insgeheim oder gar unbewußt einen größeren Wunsch haben, als Ihrem Schöpfer zu gehorchen, dann ist das, was Sie sich so sehr wünschen, Ihr Abgott geworden. Wenn Sie materielle Dinge begehren, dann „dienen“ Sie ihnen. Sie wenden Ihre Zeit, Ihre Kraft, Ihr Geld daran, so daß Ihnen weder Zeit noch genügend Energie bleibt, Ihre Beziehung zu Ihrem Schöpfer zu vertiefen. Durch unsere Begierde brechen wir das erste Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2. Mose 20,3).

Habsucht ist also deshalb ein so verhängnisvoller Fehler, weil sie uns von der Gemeinschaft mit dem großen Schöpfer des Universums trennt. Sie läßt uns auch das zweite große Gebot brechen, denn unsere Gier führt dazu, daß wir unseren Nächsten nicht wie uns selbst lieben. Im Gegenteil: Wir müssen ihn unter Umständen übervorteilen, um unsere Begierde befriedigen zu können.

Mit Gottes Hilfe können wir dieses letzte der Zehn Gebote halten. Mit seiner Hilfe können wir ihm dienen und ihn ehren und so echte Erfüllung finden und Freude am Leben haben. Wir werden das Wohlergehen unserer Mitmenschen vordergründig im Sinn haben. Und wir werden uns auf die wunderbare Welt von morgen freuen können, in der alle Menschen lernen werden, Gottes königliches Gesetz der Liebe zu schätzen und zu halten.