Das neunte Gebot
Wahrheit als Lebensweg
Wie wichtig ist die Wahrheit? Um die Wichtigkeit des neunten Gebotes zu verstehen, müssen wir erkennen, wie wichtig die Wahrheit für Gott ist. Was sagt uns die Heilige Schrift über Gott, sein Wort und die Wahrheit? „Alle Worte Gottes sind durchläutert …“ (Sprüche 30,5); „… dein [Gottes] Wort ist die Wahrheit“ (Johannes 17,17).
Die Bibel offenbart uns, daß „Gott …nicht ein Mensch [ist], daß er lüge“ (4. Mose 23,19). Er ist „ein Gott der Treue und ohne Trug“ (5. Mose 32,4; Elberfelder Bibel). David hielt fest: „Denn des HERRN Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiß“ (Psalm 33,4).
Als Quelle der Wahrheit verlangt Gott, daß seine Diener immer wahrheitsgemäß sprechen. David, ein Mann nach Gottes Herzen, verstand dies sehr wohl: „HERR, wer darf weilen in deinem Zelt? Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berge? Wer untadelig lebt und tut, was recht ist, und die Wahrheit redet von Herzen, wer mit seiner Zunge nicht verleumdet, wer seinem Nächsten nichts Arges tut und seinen Nachbarn nicht schmäht … wer seinen Eid hält, auch wenn es ihm schadet “ (Psalm 15,1-4).
Gott erwartet, daß die Wahrheit jeden Aspekt unseres Lebens durchdringt.
Wahrheit als Grundlage unserer christlichen Berufung
Unsere persönliche Beziehung zu Gott durch seinen Sohn, Jesus Christus, beginnt mit unserer Annahme des Wortes Gottes als Wahrheit: „In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit — in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem heiligen Geist, der verheißen ist“ (Epheser 1,13).
Kurz vor seiner Kreuzigung wurde Jesus vom römischen Statthalter Pontius Pilatus verhört. Pilatus fragte Christus, ob er ein König sei. In seiner Antwort faßte Jesus seinen Auftrag zusammen und erklärte, wer auf seine Botschaft reagieren wird: „… Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme“ (Johannes 18,37).
Jesu Christi Charakter war (ist) ein vollkommenes Abbild des Charakters unseres himmlischen Vaters, der Gott der Wahrheit: „Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Johannes 14,6). Als Jesu Christi Jünger müssen wir entschlossen sein, konsequent die Wahrheit zu reden und dadurch die Aufrichtigkeit unserer Liebe zu unseren Mitmenschen zu untermauern: „Laßt uns aber die Wahrheit reden in Liebe und in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus“ (Epheser 4,15).
Außerdem akzeptieren wir „den Weg der Wahrheit“ (Psalm 119,30) und gehorchen den Geboten Gottes, die Teil dieser Wahrheit sind (Psalm 119,151). Der Prophet Samuel ermahnt uns: „Fürchtet nur den HERRN und dient ihm in Wahrheit mit eurem ganzen Herzen! Denn seht, wie große Dinge er an euch getan hat!“ (1. Samuel 12,24; Elberfelder Bibel).
Das Lügen ist weit verbreitet
Es sollte uns nicht überraschen, daß das Lügen zur gewohnheitsmäßigen Lebensführung so vieler Menschen gehört. Schließlich befinden sich die meisten Menschen heute in einem Bildungssystem, in dem die Lüge der „schöpfungslosen Schöpfung“ — der immer noch unbewiesenen Evolutionstheorie, die man gelegentlich als „Entwicklungslehre“ behandelt — als Wahrheit vermittelt wird.
Heute kann man leider nicht davon ausgehen, daß jeder die Wahrheit redet. Fast alle Menschen werden versucht, in bestimmten Situationen das Risiko der Nachteile einer wahrheitsgemäßen Aussage gegen die vermeintlichen Vorteile einer Lüge im Selbstschutz abzuwägen. Im Geschäftsleben gehört die Täuschung — das Lügen — mit falschen Angaben bezüglich verspäteter Lieferungen oder nicht bezahlter Rechnungen, gefälschten Steuererklärungen u. v. a. m. für viele zum Alltag.
Die Worte, mit denen der Prophet Jesaja das alte Israel beschrieb, treffen auch auf unsere heutige Welt zu: „Es ist niemand, der eine gerechte Sache vorbringt, und niemand, der redlich richtet. Man vertraut auf Nichtiges und redet Trug; mit Unheil sind sie schwanger und gebären Verderben“ (Jesaja 59,4). Auch der Prophet Jeremia legte Gottes Sichtweise zur Lügenepidemie in Israel dar: „Darum sprich zu ihnen: Dies ist das Volk, das auf die Stimme des HERRN, seines Gottes, nicht hören noch sich bessern will. Die Wahrheit ist dahin und ausgerottet aus ihrem Munde“ (Jeremia 7,28).
Damals wie heute gehört Betrug zur Alltagsroutine bei vielen Beziehungen — persönlich, gesellschaftlich, politisch, religiös und wirtschaftlich. Die Ehrlichkeit wird nicht mehr betont; diejenigen, die beim Lügen ertappt werden, werden in vielen Fällen nicht einmal symbolisch zurechtgewiesen. Das Meiden der Lüge muß ein Charakterzug sein, der verinnerlicht wird.
Sind Sie ehrlich?
Nun sind wir an dem Punkt angelangt, an dem die Fragestellung persönlich wird: Lügen Sie? In unserer heutigen, psychologisch versierten Gesellschaft wäre es „netter“, die Frage etwas anders zu formulieren: Wie wichtig ist Ihnen die Ehrlichkeit?
Oder die Kehrseite der Medaille: Finden Sie das Lügen abstoßend? Diese Fragen sind von grundlegender Wichtigkeit. Sie sollten sie sich stellen und ehrlich beantworten.
Die Versuchung zu lügen gibt es immer wieder. Mit einer Lüge kann man sich vor unangenehmen Folgen schützen und sich schnell und mühelos Vorteile gegenüber anderen Menschen verschaffen. Es scheint ein einfacher Ausweg aus Verlegenheit, Angst und Schuld zu sein. Aber die Bibel vertritt dazu eine andere Auffassung: „Lügenmäuler sind dem HERRN ein Greuel; die aber treulich handeln, gefallen ihm“ (Sprüche 12,22).
Bei jeder Versuchung dieser Art treffen wir eine Grundsatzentscheidung. Entweder folgen wir Gottes Beispiel der Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit in unseren Worten und Taten, oder wir folgen dem Beispiel des Urhebers der Lüge, Satan. Jesus erzählt uns, daß der Teufel „ein Lügner [ist] und der Vater der Lüge“ (Johannes 8,44). Er verführte Eva, und sie überredete Adam, auch von der verbotenen Frucht zu essen (1. Mose 3,1-6.17).
Dieser Ungehorsam brachte unseren Ureltern den Tod. Seither hat der Teufel die Menschheit kontinuierlich falsch informiert und verführt. Satans böser Einfluß ist so groß, daß er „die ganze Welt verführt“ (Offenbarung 12,9). Er möchte, daß wir seinem Beispiel in unserem Umgang mit unseren Mitmenschen folgen, und die Versuchung ist groß, da das Lügen so weit verbreitet ist.
Die menschliche Natur ist verführerisch
Der feste Entschluß, beständig ehrlich zu sein, erfordert Selbstdisziplin und Mut. Dabei müssen wir uns auf Gottes Hilfe verlassen. Oft ertappen wir uns bei Dingen, die wir als falsch erkennen. Warum tun wir sie denn überhaupt? Der Prophet Jeremia gibt uns die Antwort: „Trügerisch ist das Herz, mehr als alles, und unheilbar ist es. Wer kennt sich mit ihm aus? Ich, der HERR, bin es, der das Herz erforscht und die Nieren prüft, und zwar um einem jeden zu geben nach seinen Wegen, nach der Frucht seiner Taten“ (Jeremia 17,9-10; Elberfelder Bibel).
Gott kennt unsere Natur, und er offenbart, wie wir sie bekämpfen können. Jesus erklärte, daß, obwohl wir willens sind zu gehorchen, unser Fleisch schwach ist (Markus 14,38). Von uns aus haben wir nicht die Kraft, der Versuchung zu widerstehen. Wie können wir diese Schwächen neutralisieren?
Durch die Feder des Apostels Paulus erläutert Gott die Ursache und die Lösung für dieses universelle menschliche Problem. Paulus beschrieb diesen zeitlosen menschlichen Kampf, indem er sich selbst als Beispiel anführte: „Denn wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. Denn ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will; sondern was ich hasse, das tue ich“ (Römer 7,14-15).
Wir können uns mit Paulus identifizieren. Auch wir haben die gleiche Frustration und Reue empfunden. Paulus fährt fort: „Denn ich habe nach dem inneren Menschen Wohlgefallen am Gesetz Gottes. Aber ich sehe ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das dem Gesetz meines Sinnes widerstreitet und mich in Gefangenschaft bringt unter das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leibe des Todes?“ (Römer 7,22-24). Paulus hatte gelernt, daß er bei der Überwindung der Schwachheiten der menschlichen Natur auf Gottes Hilfe angewiesen war.
Den Trug überwinden
Der Apostel Petrus leugnete Jesus Christus und log, als er am Abend der Festnahme Christi nach seiner Bekanntschaft mit ihm gefragt wurde (Matthäus 26,69-74). Dem Petrus ähnlich finden es die meisten Menschen fast unmöglich, jegliche Form des Betrugs aufzugeben, bis sie sich ihrem Schöpfer ergeben und anfangen, seine Hilfe ernsthaft zu suchen. Gott ist stets bereit, uns diese Hilfe zu schenken: „Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen“ (Philipper 2,13).
Es ist unsere Verantwortung, Gott um seine Hilfe zu bitten. Unser Hoherpriester, Jesus Christus, steht jederzeit bereit, uns dabei zu helfen: „Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so laßt uns festhalten an dem Bekenntnis. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde. Darum laßt uns hinzutreten mit Zuversicht zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu der Zeit, wenn wir Hilfe nötig haben“ (Hebräer 4,14-16).
Es steht uns also die Lösung zur Verfügung, um diese durchdringende und heimtückische menschliche Schwäche zu überwinden. In diesem Sinne ermahnte Paulus die Epheser: „… zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind“ (Epheser 4,24-25).
Der Weg der Wahrheit
Diejenigen, die der Wahrheit Gottes bereitwillig glauben und gehorchen, werden durch die Taufe und den damit verbundenen Erhalt des heiligen Geistes zu Gliedern der Gemeinde, die Jesus Christus gründete. Er nannte sie „das Licht der Welt“ (Matthäus 5,14), und ihre Lebensweise sollte „den Weg der Wahrheit “ darstellen (2. Petrus 2,2).
Paulus nannte die Kirche Gottes einen „Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit“ (1. Timotheus 3,15). Die Mitglieder dieser Kirche dienen „dem lebendigen und wahren Gott“ (1. Thessalonicher 1,9) und sollen „das Wort der Wahrheit recht [austeilen]“ (2. Timotheus 2,15). Jesus beauftragte sie, „die Wahrheit des Evangeliums“ in aller Welt zu predigen (Galater 2,5; Matthäus 24,14; 28,19).
Alles im Leben eines Christen gründet sich auf die Wahrheit Gottes. Gott möchte, daß wir uns als seine Kinder der Wahrheit verpflichten und sie in allem, was wir tun, widerspiegeln. Deshalb gebietet uns Gott: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“ (2. Mose 20,16).