Erwartete Paulus, nach seinem Tode in den Himmel aufzufahren?

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Erwartete Paulus, nach seinem Tode in den Himmel aufzufahren?

Der Apostel Paulus widmete sein Leben dem Predigen des Evangeliums vom Reich Gottes. Dabei wurde er verfolgt, mehrmals geschlagen und ins Gefängnis geworfen. Als er seinen Brief an die Philipper schrieb, stand er unter Hausarrest in Rom. Paulus wußte, daß Rom die Todesstrafe verhängen konnte. Er wußte, daß ihm entweder die Hinrichtung oder ein Freispruch bevorstand.

In Philipper 1, Vers 23-24 bezog er sich auf diese beiden Möglichkeiten: „Denn es setzt mir beides hart zu: ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre; aber es ist nötiger, im Fleisch zu bleiben, um euretwillen.“ Einige Christen legen diese Worte des Apostels so aus, daß er sich vor seinem Tode auf die Wiedervereinigung mit Jesus im Himmel freute, die er unmittelbar nach seinem Tode erwartete. Diese Auslegung ist jedoch nicht stichhaltig.

Paulus wußte, daß er bei einer möglichen Hinrichtung ins Grab gelegt und bis zu seiner Auferstehung, der ersten Auferstehung, dort bleiben würde. Er verstand, daß die Toten kein Bewußtsein haben; daher würde er in dem nächsten Augenblick seines Bewußtseins, bei der Auferstehung also, zusammen mit anderen Christen bei dem wiederkehrenden Christus sein.

In seinem Brief an die Thessalonicher beschrieb Paulus diese Auferstehung: „Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen“ (1. Thessalonicher 4,16). Paulus wußte also, daß er erst zur Zeit der siebten Posaune — ein zukünftiges Ereignis — wieder leben wird (Offenbarung 11,15).

Einige Jahre später, als Paulus wieder verhaftet und zum Tode verurteilt wurde (2. Timotheus 4,6-7), bezog er sich auf diese Zukunft: „… hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben“ (Vers 8). Paulus erwartete, das Geschenk des ewigen Lebens erst „an jenem Tag“ — am Tag der Erscheinung Jesu Christi — zu erhalten, nicht im Augenblick seines Todes.

Die Zeitspanne, die zwischen dem letzten Gedanken des Paulus vor seinem Tode und der Auferstehung — dem Wiedersehen mit Christus — liegt, wird ihm nur wie ein kurzer Augenblick vorkommen, denn nach der Bibel wissen die Toten nichts (Prediger 9,5). Sie nehmen nichts wahr, also auch nicht das Vergehen der Zeit.

Vor diesem Hintergrund können wir die wahre Bedeutung der Worte des Paulus in seinem Brief an die Gemeinde zu Philippi verstehen.