Mehr als nur ein Mensch
Manche Menschen verneinen, dass Jesus mehr als nur ein außerordentlich begabter Mensch war. Sie mögen zugeben, dass er eine Person der höchs ten moralischen Maßstäbe, ein weiser Philosoph oder ein politischer Reformer war. Sie lehnen jedoch die Sichtweise ab, dass seine Lehren der einzige Weg zu einem Leben jenseits des Grabes und zum dauerhaften Frieden für die ganze Welt sind.
Schließlich leben wir in einer Welt, die sich in Bezug auf Religion oder Moral mit dogmatischen Aussagen schwertut. Darüber hinaus können sich einige Menschen mit dem Gedanken, Jesus von Nazareth habe Autorität über ihr Leben, nicht anfreunden. Die Reaktionen sind nicht neu; sie haben dazu geführt, dass es alle möglichen Ideen über Jesus gibt.
Warum ist dieser eine Mann für so viele Menschen so kontrovers? Er wird – nach der heutigen Vorstellung über sein Aussehen – auf der Titelseite von Zeitschriften abgebildet. Es wurden mehr Bücher über diesen jüdischen Lehrer aus Galiläa geschrieben als über irgendeinen anderen Menschen, der je gelebt hat.
Die einfache Antwort auf unsere Frage ist, dass die Bibel Jesus „Immanuel“ nennt – „Gott mit uns“ (Matthäus 1,23). Bei seiner Wiederkehr wird er in einer Herrlichkeit erscheinen und mit solch übernatürlicher, göttlicher Kraft wirken, dass alle Zweifel über ihn komplett ausgeräumt sein werden.
Gott kommt zur Erde
Die Frage stellt sich jedoch: Wie war Jesus Gott? Wenn Jesus Gott war, wer war dann der Vater, von dem er so oft redete? Wie konnten Jesus und der Vater beide gleichzeitig Gott sein?
Woher kam Jesus? Wurde er erschaffen? Begann seine Existenz erst bei seiner Geburt als Kind der Maria? War er ein Engel? War er vor seiner mensch - lichen Existenz lediglich ein „Gedanke“ im Verstand seines Vaters?
Die Geschichte der Geburt Jesu zeigt uns, dass er kein gewöhnlicher Mensch war. Die Bibel verdeutlicht sehr genau, dass Jesus keinen menschlichen Vater hatte. Stattdessen war Gott sein Vater. In Matthäus 1, Vers 18 lesen wir dazu: „Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem heiligen Geist.“
In der jüdischen Kultur jener Zeit bedeutete „vertraut“, dass Josef und Maria, obwohl ihre Eheschließung noch nicht stattgefunden hatte, eine bindende Vereinbarung zum Heiraten hatten. Josef und Maria wussten, dass sie nicht mit - einander verkehrt hatten. Maria wusste ganz bestimmt, dass sie eine Jungfrau war. Josef fragte sich verständlicherweise, wie es dazu kam, dass seine Verlobte schwanger war. Er überlegte, wie er mit dieser Situation fertig werden sollte.
„Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen. Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist. Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden“ (Matthäus 1,19-21).
Josef brauchte Gewissheit, dass Maria ihm die Wahrheit über ihre Schwangerschaft erzählt hatte. Die Erscheinung des Engels mit seiner Botschaft über den Grund für Marias Schwangerschaft schaffte Klarheit. Maria hatte bereits eine ähnliche Botschaft von dem Engel Gabriel erhalten, in der sie den Namen erfuhr, den sie ihrem Sohn geben sollte: Jesus. Maria sagte Gabriel, dass sie eine Jungfrau sei, und er erklärte ihr, wie alles vonstattengehen sollte: „Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden“ (Lukas 1,35).
Ein Vergleich der Schilderung bei Matthäus mit den Worten Gabriels im ‘Lukasevangelium wirft ein theologisches Problem auf. Jesus nannte Gott seinen Vater, aber seine Zeugung im Mutterleib der Maria geschah durch den heiligen Geist. Die meisten Christen sind der Meinung, dass der heilige Geist die dritte Person der Dreieinigkeit ist. Da Jesus durch den heiligen Geist in Maria entstanden ist, wie kann Gott der Vater Jesu Vater sein? Wer an die Dreieinigkeit glaubt, tut sich mit einer Erklärung schwer. In Wirklichkeit ist der heilige Geist keine Person, wie in der herkömmlichen Trinitätslehre dargelegt.
An keiner Stelle sagt die Bibel ausdrücklich, dass der heilige Geist eine Person ist. Stattdessen beschreibt sie ihn als die Kraft Gottes, wie in der Erzählung über die Geburt Jesu impliziert wird. Gott, den Jesus seinen Vater nannte, gebrauchte seine eigene Kraft, den heiligen Geist, um Jesus im Mutterleib der Maria zu zeugen. Jesus ist der Sohn des Vaters, nicht des heiligen Geistes.
Matthäus wies auf die Bedeutung der Botschaft des Engels an Josef hin: „Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns“ (Matthäus 1,22-23).
Bei seiner Geburt war Jesus Gott in Menschengestalt – „Gott mit uns“. Das Leben Gottes in Menschengestalt hatte der Prophet Jesaja 700 Jahre vor Jesu Geburt vorhergesagt.
Wer war Jesus vor seiner Menschwerdung?
Die klarste Aussage über Jesus vor seiner menschlichen Geburt finden wir in den ersten Versen des Johannesevangeliums. Johannes, Jesu Lieblingsapostel, erklärt im Detail, dass Jesus kein gewöhnlicher Mensch war.
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“ (Johannes 1,1). Wer war dieses „Wort“? In Vers 14 heißt es dazu: „Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“ Johannes erklärt außerdem, dass das Wort, das „Fleisch [wurde] und unter uns [wohnte]“, Jesus von Nazareth war. Darüber hinaus gibt uns Johannes wichtige Informationen über Jesus vor seiner Menschwerdung.
Das „Wort“ ist Jesus Christus, und er war bei Gott, und er war Gott. Diese Worte sind klar und können nur eine Bedeutung haben: Es gab zwei Wesen, Gott und das Wort. Das Wort „war im Anfang bei Gott“ (Johannes 1,2). Im Anfang wovon?
Jesus existierte vor dem Anfang
Da Johannes sein Evangelium mit „im Anfang“ beginnt, scheint er sich auf 1. Mose 1 zu beziehen. 1. Mose 1 sagt uns, dass Gott am Anfang „Himmel und Erde“ schuf, und Johannes berichtet uns, dass das Wort bereits „im Anfang“ existierte. In 1. Mose 1 ist es die Erschaffung des Universums – und damit auch der Zeit –, die den Anfang darstellt. Bei Johannes existiert das Wort vor diesem Anfang. Der Schöpfer des Universums muss logischerweise vor der Erschaffung des Universums existiert haben, denn er rief das Universum ins Leben. Johannes sagt ausdrücklich, dass das Wort alle Dinge erschuf, die erschaffen wurden: „Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist“ (Johannes 1,3).
Der Apostel Paulus bestätigt, dass Jesus „alles geschaffen hat“ (Epheser 3,9) und selbst vor der Erschaffung des Universums existierte: „Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm“ (Kolosser 1,17). Für Paulus ist es nur logisch, dass Jesus, der alle Dinge erschuf, bereits vor der Erschaffung des Universums exis - tiert haben muss.
Jesus selbst bestätigt seine Existenz vor der Schöpfung, als er von der „Herrlichkeit“ sprach, die er bei Gott hatte, „ehe die Welt war“ (Johannes 17,5). „Ehe der Grund der Welt gelegt war“, liebte Gott Jesus (Johannes 17,24).
Das Wort
In der Zeit vor seiner Menschwerdung war Jesus „das Wort“. In der Bibel wird das griechische Wort logos verwendet, um Jesus als das Wort zu beschreiben, weil es eine der Hauptaufgaben Jesu auf Erden umfasst: den Vater zu offenbaren. Logos hat die Bedeutung „Ausdruck von Gedanken“ (Vine’s Expository Dictionary of Old and New Testament Words, Stichwort „word“).
Im Neuen Testament wird logos in Bezug auf die Aussagen Gottes, das Wort Gottes, den offenbarten Willen Gottes und die direkte Offenbarung durch Jesus verwendet – alles Dinge, die gesprochen bzw. übermittelt werden konnten. Johannes benutzte dieses Wort als persönlichen Titel für denjenigen, der Fleisch und Blut wurde und unter den Menschen wohnte (Johannes 1,14).
Damit meint Johannes, dass ein persönliches Wesen, das er als logos bzw. „das Wort“ bezeichnet, Mensch wurde, und zwar in der Gestalt Jesu. Mit der Beschreibung von Johannes, dass das Wort Fleisch wurde, wird impliziert, dass das Wort vor seiner Menschwerdung bereits als Wesen existierte.
Johannes sagt uns auch, dass sich das Wort als Person vom Vater unterscheidet, obwohl er mit dem Vater eins ist. Sie sind von der gleichen Natur und Wesensart. Das Wort ist Gott genauso wie derjenige, mit dem er in der engsten mög - li chen Beziehung des Wesens und Lebens existiert. „Ich und der Vater sind eins“, sagte Jesus (Johannes 10,30). Das „eins sein“ vom Vater und Wort spiegelt ihre vollständige Harmonie und Übereinstimmung in allen Dingen wider. Sie sind jedoch nicht ein Wesen, wie es die Trinitätslehre irrtümlicherweise behauptet.
Wer und was ist Gott?
Johannes’ einfache, aber klare Aussagen vermitteln uns ein Verständnis von Gott, das durch die Erscheinung Jesu Christi dargelegt wurde. Die Sprache der Bibel beschreibt zwei Wesen, die koexistieren und Gott genannt werden – Gott und das Wort, das auch Gott genannt wird. Wenn sie in einer anderen Form als die zweier ewiger Wesen existieren würden, hätte Johannes das in der griechischen Sprache ausdrücken können, und den Sinn seiner Worte hätte man in die deutsche Sprache übersetzen können. Die Sprache von Johannes beschreibt jedoch klar zwei Wesen, die beide Gott sind. Gäbe es nur ein Wesen, hätte Johannes nicht geschrieben, „das Wort war bei Gott“.
Es stellt sich die Frage: Wenn Jesus das Wort und damit auch Gott war, wie konnte Gott, dem keine Grenzen gesetzt sind, „beschränkt“ werden? Was wurde aus dem Wort in dem Augenblick, als es zum vom Vater gezeugten Ovum im Mutterleib der Maria wurde? Wir wissen nicht genau, wie Gott dieses Wunder wirkte, aber nach der Heiligen Schrift wurde das Wort zu einem menschlichen Wesen. Jesus war in dieser Zeit einer befristeten Existenz unterworfen, beschränkt auf Raum und Zeit und so auch dem Leiden, der Versuchung und dem Tod ausgesetzt. Genau das geschah mit Jesus.
Paulus beschrieb diese Veränderung mit folgenden Worten: „Er war in allem Gott gleich, und doch hielt er nicht gierig daran fest, so wie Gott zu sein. Er gab alle seine Vorrechte auf und wurde einem Sklaven gleich. Er wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen. Im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, dass er sogar den Tod auf sich nahm, ja, den Verbrechertod am Kreuz“ (Philipper 2,6-8; Gute Nachricht Bibel).
Jesus kannte menschliche Gefühle. Er konnte hungern und Schmerzen empfinden und vor einem grausamen Tod Angst haben. Er konnte sterben. Ja, Gott in Menschengestalt konnte sterben, und das tat er auch. Und wer war er? Er war dasselbe Wesen wie immer, jetzt nur als Mensch, und hatte sogar Erinnerungen an seine ewige Vergangenheit mit dem Vater. In Johannes 17, Vers 5 lesen wir: „Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“ Mit diesem Gebet bestätigte Jesus alles, was Johannes in den ersten Versen seines Evangeliums geschrieben hatte.
Ja, Jesu Opfer für uns war unvorstellbar groß. Das Wissen um seine Identität und das, worauf er bereitwillig verzichtete, sollte einen entscheidenden Eindruck auf uns machen, wenn es darum geht, die Größe seines Opfers zu begreifen und es mit Dankbarkeit anzunehmen.