Der Gott, der zur Erde kam und Mensch wurde

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Der Gott, der zur Erde kam und Mensch wurde

Wie ist es möglich, dass ein Wesen aus Geist, das in der Vergangenheit ewig gelebt hatte, zum Menschen wurde? War Jesus ein Mensch wie Sie und ich? War er immer noch Gott, als er zum Menschen wurde?

Über Jesus wurde prophezeit, dass er „Gott mit uns“ sein sollte (Matthäus 1,23). Jesus war Mensch, aber auch Gott. Zu keinem Zeitpunkt hörte er auf, das zu sein, was er schon immer war. Im Mutterleib der Maria war er Gott. Als Säugling in der Krippe war er Gott. Als heranwachsender Jugendlicher in Nazareth war er Gott. Als er starb, war er immer noch Gott.

Vor seiner menschlichen Geburt waren ihm als Geistwesen keine Schranken auferlegt an Erkenntnis und Herrlichkeit. Als Gott war er allwissend, mit der Macht überall dort einzugreifen, wo es notwendig war. Als Mensch war er jedoch in seinen Möglichkeiten beschränkt. Er hatte die normalen Fähigkeiten, wie auch andere Menschen sie haben. Er konnte nicht zugleich uneingeschränkt und eingeschränkt sein.

Ein physischer Körper mit physischen Grenzen

Als Jesus Fleisch und Blut wurde, war er hinsichtlich seiner Identität immer noch Gott, jedoch im vollsten Sinne des Wortes auch Mensch. Jesus hatte einen Körper. Der Jünger, der ihm am nächsten war, bestätigte dies: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens – und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist“ (1. Johannes 1,1-2). Johannes bestätigt Jesu Menschsein, denn die Jünger haben Jesus gehört, gesehen und angefasst.

Jesus war voll menschlich. Er wurde geboren, wuchs heran und entwickelte sich wie jedes andere Kind. Jesus hatte die gleiche Art Körper wie andere Menschen und kannte deshalb die gleichen physischen Grenzen. Beim Fasten hatte er Hunger (Matthäus 4,2) und Durst (Johannes 19,28). Bei einem langen Spaziergang wurde er müde (Johannes 4,6).

Jesus erlebte körperliche Schmerzen. In Hebräer 2, Vers 10 lesen wir, dass er „durch Leiden“ vollendet wurde. Physiologisch war er, wie wir, dem Tod unterstellt: „Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er’s gleichermaßen angenommen, damit er durch seinen Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel“ (Vers 14). Er wurde Fleisch, „denn durch Gottes Gnade sollte er für alle den Tod schmecken“ (Vers 9).

Die Berichte über die Kreuzigung zeigen uns, dass Jesus bei seinem Tod schrecklich gelitten hat. Als ein römischer Soldat ihm einen Speer in die Seite stieß, flossen Wasser und Blut heraus. Sein Körper war dem unseren genau gleich. Es gibt keinen Zweifel daran, dass er, als er geschlagen und gegeißelt wurde, die Schmerzen genauso intensiv empfand wie jeder andere Mensch.

Jesus hatte menschliche Emotionen

Jesus hatte die gleichen Emotionen wie alle Menschen. Er konnte Menschen sympathisch finden und sich zu ihnen hingezogen fühlen (Johannes 11,5; 13,23; 19,26). Er konnte Mitleid mit denen empfinden, die Hunger hatten oder auf andere Art körperlich bzw. geistig litten (Matthäus 9,36; 14,14; 15,32; 20,34). Er konnte besorgt und betrübt sein, wie seine Jünger ihn in den Stunden vor seiner Festnahme und seinem Tod erlebten (Johannes 12,27). Beim Gedanken an seinen Verrat durch einen geliebten Jünger war er zutiefst traurig (Johannes 13,21). Er weinte, als er die Trauer der Angehörigen seines verstorbenen Freundes Lazarus miterlebte (Johannes 11,33-35).

Er „fing an zu trauern und zu zagen“, als er nur wenige Minuten vor seiner Verhaftung im Garten Gethsemane weilte, und wollte nicht allein sein (Matthäus 26,37-40). Es ist offensichtlich, dass Jesus die gleichen emotionalen Reak tionen kannte, wie wir sie kennen.

Er konnte auch Freude empfinden (Johannes 15,11; 17,13). Er konnte zornig werden (Markus 3,5) und sich über die Reaktion seiner eigenen Jünger ärgern (Markus 10,14).

Jesu geistige Fähigkeiten

Als Mensch besaß Jesus die gleichen geistigen Fähigkeiten wie wir. Er konnte Informationen aufnehmen, analysieren und daraus Schlüsse ziehen. Die Evangelien offenbaren jedoch, dass Jesus eine Kenntnis der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hatte, die den „normalen“ Umfang menschlicher Kenntnis weit überstieg. Diese bemerkenswerte Fähigkeit hatte Jesus von seinem himmlischen Vater. Über seine eigenen übernatürlichen Fähigkeiten sagte Jesus: „Ich kann nichts von mir aus tun“ (Johannes 5,30). Auf die übernatürliche Kraft Jesu gehen wir später bei der Behandlung seiner Wunder ein.

Welche Beispiele zeugen von einer geistigen Potenz, die über das menschlich Normale hinausgeht? Im Alter von zwölf Jahren zeigte Jesus im Gespräch mit den Lehrern im Tempel ein Verständnis der Heiligen Schrift, das für sein Alter ungewöhnlich war (Lukas 2,46-47). Er kannte die Gedanken seiner Freunde (Lukas 9,47) und seiner Feinde (Matthäus 9,4). Er wusste, dass die samaritische Frau, mit der er am Brunnen Jakobs redete, fünf Ehemänner gehabt hatte und mit ihrem jetzigen Lebensgefährten nicht verheiratet war (Johannes 4,18). Obwohl er viele Kilometer entfernt war, wusste er auch, dass sein Freund Lazarus an einer Krankheit gestorben war (Johannes 11,1. 11-14).

Lange im Voraus wusste er, welcher Jünger ihn verraten sollte, obwohl Judas noch keine Entscheidung getroffen hatte, Jesus an die Hohepriester auszuliefern (Johannes 6,70-71). Wenige Stunden vor seiner Festnahme sagte er die drei - malige Leugnung durch Petrus und das anschließende Krähen des Hahns voraus (Lukas 22,34).

Andererseits wusste er nicht alles. Es gab Informationen, um die er bitten musste. Von dem Vater des Kindes mit dem „sprachlosen Geist“ wollte er wissen: „Wie lange ist’s, dass ihm das widerfährt?“ (Markus 9,21). Als Jesus die erstaunlichen Prophezeiungen über das Ende des Zeitalters und seine Wiederkehr gab, bestätigte er, dass er den genauen Zeitpunkt seiner Rückkehr nicht weiß: „Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater“ (Markus 13,32).

In Bezug auf die Mitteilung des Zeitpunkts seiner Wiederkehr verlässt sich Jesus offensichtlich auf seinen Vater. So wird verständlich, wie Jesus die Gedanken anderer Menschen erkennen konte oder prophetische Ereignisse wusste – sie wurden ihm vom Vater mitgeteilt. Jesus verließ sich ständig auf seinen Vater, um die Kraft zum Gehorsam zu haben.

Manchmal verbrachte er viel Zeit im Gebet (Lukas 5,16; Markus 1,35). Vor der Ernennung der zwölf Apostel betete er die ganze Nacht (Lukas 6,12-16). In der Nacht vor seiner Kreuzigung betete Jesus im Garten Gethsemane mehrmals, und Gott sandte einen Engel, um ihn für die bevorstehende Leidenszeit zu stärken (Lukas 22,41-44).

In Hebräer 5, Vers 7 lesen wir: „Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht, der ihn vom Tod erretten konnte; und er ist auch erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt.“ Als Mensch verließ sich Jesus ganz auf seinen himm lischen Vater, um die Kraft zu haben, allen Situationen Herr zu werden.

Hätte Jesus sündigen können?

Eine Frage, die viele Menschen beschäftigt, ist: Hätte Jesus wirklich sündigen können? Die Bibel sagt klar, dass Jesus nicht gesündigt hat. Jesus wusste „von keiner Sünde“ (2. Korinther 5,21). „In ihm ist keine Sünde“, schrieb der Apostel Johannes (1. Johannes 3,5). Sogar seine Feinde konnten ihn der Sünde nicht überführen (Johannes 8,46).

Hätte er jedoch sündigen können? In Hebräer 4, Vers 15 heißt es dazu: „Denn wir haben nicht einen Hohepriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.“ Wenn Jesus nicht sündigen konnte, war dann seine Versuchung echt? Man kann es wie folgt treffender ausdrücken: Obwohl Jesus hätte sündigen können, war es sicher, dass er nicht sündigen würde. Er durchlebte echte Anfechtungen und Versuchungen, weigerte sich jedoch, der Versuchung nachzugeben.

Als Jesus 40 Tage und Nächte fastete, wurde er vom Teufel versucht (Lukas 4,1-2). War diese Versuchung echt oder nur eine sinnlose Pflichtübung? Wer will behaupten, dass er mit seinem „Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen“ nur eine Schau abgezogen hat?

Ein Beispiel für sein Ringen mit dem Willen Gottes war die Zeit unmittelbar vor seiner Verhaftung. „Und er rang mit dem Tode und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen“ (Lukas 22,44). Unmittelbar danach wies Jesus seine schlafenden Jünger an, aufzustehen und zu beten, „damit ihr nicht in Anfechtung fallt!“ (Vers 46). 

Jesu Bestimmung war es, ein mitfühlender Hohepriester zu sein. „Daher musste er in allem seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde und ein treuer Hohepriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes. Denn worin er selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, die Jesu Bestimmung war es, ein mitfühlender Hohepriester zu sein. „Daher musste er in allem seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde und ein treuer Hohepriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes. Denn worin er selber gelitten hat und versucht worden ist, kann er helfen denen, dietere Versuchung gewesen wäre – er hat schon nachgegeben. Nur derjenige, der nicht nachgibt, lernt das volle Ausmaß der Versuchung kennen.

War er wirklich Gott?

In dieser Broschüre haben wir erklärt, dass Jesus Gott war. So sagt es die Bibel (Johannes 1,1). Welchen Unterschied gibt es zwischen seinem Gottsein vor seiner menschlichen Geburt und während seines menschlichen Lebens?

Paulus beantwortet diese Frage in Philipper 2 und erklärt, worauf Jesus bei seiner Menschwerdung verzichtete: „Er war in allem Gott gleich, und doch hielt er nicht gierig daran fest, so wie Gott zu sein. Er gab alle seine Vorrechte auf und wurde einem Sklaven gleich. Er wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen“ (Verse 6-7; Gute Nachricht Bibel). In Vers 8 fügt Paulus hinzu: „Im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, dass er sogar den Tod auf sich nahm, ja, den Verbrechertod am Kreuz.“

Indem er die Gestalt eines Menschen annahm, verzichtete Jesus auf alle Vorrechte, die ihm als Gott zustanden. Als Mensch konnte er sie nicht länger selbstständig ausüben bzw. in Anspruch nehmen, sondern war dafür auf seinen himmlischen Vater angewiesen. Wie bereits erwähnt, stellte Jesus klar, dass er von sich aus kein übernatürliches Werk tun konnte (Johannes 5,30). Dies geschah nur durch seine konsequente Unterordnung unter den Willen des Vaters.

Jesus tat zwar viele Wunder, aber gegenüber seinen Jüngern betonte er: „Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst aus. Und der Vater, der in mir wohnt, der tut seine Werke“ (Johannes 14,10). Immer wieder wies Jesus darauf hin, dass seine Werke nicht die eigenen, sondern die des Vaters waren und davon zeugten, dass der Vater ihn gesandt hatte (Johannes 10,32. 37-38).

In den Jahrtausenden vor seiner Menschwerdung hatte Jesus die Autorität, als das Wort des Alten Testaments zu reden. Nun redete er in voller Abhängigkeit vom Vater, auf den er sich ganz verließ. „Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn“ (Johannes 5,19).

Derjenige, der von Anfang an beim Vater gewesen war, erklärte seine Beziehung als Mensch zum Vater: „Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und nichts von mir selber tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich“ (Johannes 8,28).

Jesu Errettung

Jesus verließ sich, was seine Zukunft anging, ganz auf seinen Vater. Der vormals Selbstexistierende hätte ohne den Vater kein Leben gehabt (Johannes 6,57). Um wieder ewiges Leben zu bekommen, musste er es wie alle Menschen durch die Unterordnung unter den Willen Gottes und die Auferstehung von den Toten erlangen.

Indem er selbst den Heilsprozess erlebte, wurde Jesus zum „Begründer des Heils“ für alle Menschen. Bei Jesus gibt es eine Ausnahme: Er hatte keine Sünden zu bereuen, sondern musste ohne Sünde bleiben. „So hat er, obwohl er Gottes Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt“ (Hebräer 5,8). Er war immer gehorsam, doch sein Charakter und sein Gehorsam wurden durch Prü- fungen vervollkommnet: „Und als er vollendet war, ist er für alle, die ihm gehorsam sind, der Urheber des ewigen Heils geworden“ (Hebräer 5,9).

Als Gott war er vor seiner menschlichen Geburt perfekt. Durch Leiden wurde er auch als Mensch vollkommen und „nach dem Geist, der heiligt, eingesetzt . . . als Sohn Gottes in Kraft durch die Auferstehung von den Toten“ (Römer 1,4). Er war jedoch bereits vorher der Sohn Gottes (Vers 3). So wird klar, dass Jesus „in allem seinen Brüdern gleich werden“ musste (Hebräer 2,17).

Die Größe des Opfers Jesu können wir kaum begreifen, wenn wir überlegen, worauf er freiwillig verzichtete, um dieses Opfer zu bringen. Sein eigenes Leben stand auf dem Spiel. Wer wäre für den Fall, dass er gesündigt hätte, sein Erlöser geworden? Wenn er nur ein einziges Mal gesündigt hätte, wäre damit sein Tod besiegelt gewesen. Das verlangte das Gesetz, das er selbst am Berg Sinai verkündet hatte.

Konnte Gott sterben?

Einige Menschen lehnen die Wahrheit ab, dass Jesus als Mensch immer noch Gott war. Wie konnte Gott sterben? Als ewiges, unsterbliches Geistwesen wäre das unmöglich gewesen. Wenn Gott jedoch auf diese geistlichen Merkmale verzichtet und die physischen Eigenschaften eines Menschen annimmt – ein - schließlich einer vorübergehenden Existenz –, kann er das. In der Tat ist er gestorben, und er war wirklich tot.

Wenn er nicht wirklich gestorben bzw. tot gewesen wäre, hätte sein Leben nicht als Ersatz für das unsere eingesetzt werden können, denn „der Sünde Sold ist der Tod“ (Römer 6,23). Nur durch Jesu vollständigen Tod kann uns dieser Lohn der Sünde sozusagen abgenommen werden. Dazu gibt es keine Alternative.

Jesus ist nicht nur gestorben, er hätte auch bei einer einzigen Sünde den Tod erlebt, von dem es keine Auferstehung gibt – den Tod eines Sünders, für den es keine Sühne gibt. Er stellte seine Errettung auf die gleiche Stufe wie die unsere. Jesu Errettung hing von seinem himmlischen Vater ab, auf den er vorbehaltlos vertraute (Johannes 8,29). Als Mensch hatte Jesus auf die Herrlichkeit verzichtet, die er vor seiner Geburt beim Vater hatte (Johannes 17,5).

War der Erfolg seines Lebens als Mensch jemals unsicher? Niemals – nicht weil Jesus nicht hätte versagen können, sondern weil er und sein Vater wussten, was jeder zu tun hatte, und entschlossen waren, es durchzuführen. Die Kraft Gottes ist die größtmögliche Kraft, und der Glaube Jesu an seinen Vater war absolut. Es ist derselbe Glaube, durch den wir gerettet werden können.