Bestätigen weltliche Quellen die Existenz Jesu Christi?
Das Zeugnis der Römer
Cornelius Tacitus (ca. 55-120 n. Chr.) war römischer Senator, Konsul, Statthalter der Provinz Asia (identisch mit dem Westteil der heutigen Türkei) und einer von Roms größten Historikern. Tacitus berichtet, dass Nero den Brand Roms den dortigen Christen zur Last legte, „die wegen ihrer Schandtaten verhasst waren und vom Volk Chrestianer genannt wurden . . .
Der, von welchem dieser Name ausgegangen, Christus, war unter der Regierung des Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden. Der für den Augenblick unterdrückte verderbliche Aberglaube brach nicht nur in Judäa, dem Vaterlande dieses Unwesens, sondern auch in Rom“ (Annalen, 15.44).
Gaius Tranquillus Sueton (ca. 70-140 n. Chr.) war Zeitgenosse des Tacitus, Kanzleichef Hadrians und Haupt bibliothekar der Stadt Rom. Sueton berichtet von einem „Chrestos“, der die Ursache von Streitigkeiten unter Juden war: „Da die Juden unter ihrem Anführer Chrestos [Chris - tus] beständig Unruhe stifteten, vertrieb er [Claudius] sie aus Rom“ (Leben der Cäsaren, „Claudius“, 25.4). Die Verbannung der Juden aus Rom wird auch in Apostelgeschichte 18, Vers 2 erwähnt.
Der berühmte Autor Gajus Plinius Caecilius Secundus (ca. 61-113 n. Chr.) war nach 110 n. Chr. als Prokonsul der Provinzen Bithynien und Pontus (heute Türkei) tätig. Er beschreibt in einem Brief an den Kaiser Trajan Christen, die in ihren Gottesdiensten „Christus wie einem Gott ein Lied darbrachten“ (Epistulae, 10,96).
In seinem Brief bittet Plinius Trajan um Anweisungen, wie er die Christen behandeln soll.„Der Ausdruck ,wie einem‘ deutet an, dass Plinius die Historizität von Jesus als Menschen bestätigt“ (Craig Blomberg, The Historical Reliability of the Gospels, 1987, Seite 196).
Unabhängig von der Bibel liefern diese historischen Quellen folgende Hinweise auf Jesus: • Die Bezeichnung für eine Gruppe von Menschen, „Chrestianer“ genannt, leitete sich von „Chrestos“ [Christus] ab.
• Dieser „Chrestos“ wurde während der Herrschaft von Tiberius hingerichtet, und zwar durch Pontius Pilatus. Tiberius war zwischen 14 und 37 n. Chr. römischer Kaiser. Pontius Pilatus war von 26 bis 36 n. Chr. Prokurator in Palästina.
• Die neue Bewegung vertrat einen „verderbenbringenden Aberglauben“, wo mit wahrscheinlich der Glaube an die Auferstehung Jesu nach seiner Hinrichtung gemeint war.
• Die neue Bewegung der Christen hatte ihren Anfang in Judäa und breitete sich nach Rom aus.
• Die frühen Christen hielten Jesus für ein göttliches Wesen.
Das Zeugnis des Josephus
Flavius Josephus befehligte jüdische Truppen in Galiläa beim Aufstand der Juden gegen Rom in den Jahren 66-70 n. Chr. Nach seiner Gefangennahme reiste er mit dem römischen Feldherrn Titus nach Rom. Dort lebte er und schrieb geschicht liche Berichte bis zu seinem Tod ca. 100 n. Chr. Josephus ist in der Fachwelt als jüdischer Historiker des ersten Jahrhunderts gut bekannt. In seinem umfangreichen Werk Jüdische Altertümer erwähnt Josephus Jesus zweimal. Nachfolgend seine Beschreibung von Jesus:
„Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Er war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tag wieder lebend, wie gott - gesandte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorherverkündigt hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Chris - ten, die sich nach ihm nennen, fort“ (Des Flavius Josephus Jüdische Altertümer, XVIII 3,3, übersetzt von Dr. Heinrich Clementz, Köln, 1959).
Manche heutigen Gelehrten lehnen die Wahrhaftigkeit dieses Abschnitts ab, den der Kirchenhistoriker Eusebius bereits ca. 315 n. Chr. in seinem vollständigen Wortlaut zitierte:
„Der jüngere Ananus jedoch, dessen Ernennung zum Hohepriester ich soeben erwähnt habe, war von heftiger und verwegener Gemütsart und gehörte zur Sekte der Sadduzäer, die, wie schon früher bemerkt, im Gerichte härter und liebloser sind als alle anderen Juden.
Zur Befriedigung dieser seiner Hartherzigkeit glaubte Ananus auch jetzt, da Festus gestorben, Albinus aber noch nicht angekommen war, eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben. Er versammelte daher den hohen Rat zum Gericht und stellte vor dasselbe den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus, sowie noch einige andere, die er der Gesetzes über - tretung anklagte und zur Steinigung führen ließ“ (ebenda, XX 9,1).
Josephus war kein Christ, doch in seinen Schriften nennt er viele Persönlich - keiten, die in den Evangelien und den anderen Büchern des Neuen Testaments vorkommen. Darunter sind die Familie des Herodes, die römischen Prokuratoren Judäas und Angehörige der hohepriesterlichen Familien. Außerdem bestätigt Josephus den Tod von Johannes dem Täufer: „Herodes [ließ] den Johannes in Ketten legen, nach der Fes tung Machaerus bringen, die ich oben erwähnte, und dort hinrichten“ (ebenda, XVIII 5,2).
Diese Zeugnisse der Römer und des Josephus aus dem Jahrhundert nach dem Tod Jesu sind wichtig, da sie seine Existenz als geschichtliche Person und damit auch die Glaubwürdigkeit des biblischen Berichts bestätigen.