Eine wichtige, aber unverständliche Lehre
Was ist wirklich die Wesensart des wahren Gottes der Bibel? Ist Gott eine Dreieinigkeit? Die Dreieinigkeit ist eine der wichtigsten Lehren des etablierten Christentums. Der Glaube, dass Gott aus drei Personen besteht, die in einem Wesen oder einer Wesenheit gemeinsam existieren – wie von dieser Doktrin oft definiert –, wird von Millionen von katholischen, protes tantischen und orthodoxen Gläubigen für wahrheitsgemäß gehalten.
Die Catholic Encyclopedia bezeichnet diese Überzeugung als „die zentrale Lehre des christlichen Glaubens“ (Ausgabe von 1912). Wie wir sehen werden, sorgte diese Lehre für eine große Verwirrung. Die Bibel spricht eindeutig von einem Gott, der der Vater genannt wird, und Jesus Christus, der der Sohn Gottes genannt wird, und einem gött lichen heiligen Geist. Wie werden diese drei in der Bibel beschrieben?
Die Nagelprobe für Christen
Die Lehre von der Dreieinigkeit wird für so heilig und grundlegend gehalten, dass viele Kirchen und religiöse Organisationen sie als eine Nagelprobe dafür ansehen, ob jemand ein wahrer Christ ist oder nicht.
Zum Beispiel schreibt der Theologieprofessor James White: „Wir machen das wahre Heil eines Menschen abhängig von der Akzeptanz dieser Lehre . . . Nie mand wagt es, die Dreieinigkeit in Frage zu stellen, weil man sich fürchtet, als ,Ketzer‘ gebrandmarkt zu werden . . . Wir müs sen die Drei einigkeit kennen, verstehen und lieben, um völlig und vollständig Christ zu sein“ (The Forgotten Trinity, 1988, Seite 14-15; alle Hervorhebungen durch uns, wenn nicht anders vermerkt).
Das römisch-katholische Lehrbuch für Er wach sene The Teaching of Christ: A Catholic Catechism for Adults schreibt: „Die Lehre von der Dreieinigkeit ist die zentrale Lehre des katholischen Glaubens. Nur durch den Glauben daran kann jemand andere zentrale christ liche Lehren erfassen und ausdrücklich glauben. Es ist unmöglich, ohne Glauben an die Dreieinigkeit ausdrücklich an das Mysterium Christi zu glauben . . . Man kann ohne den Glauben an die Drei - einigkeit auch nicht die Bedeutung des ewigen Lebens erfassen oder die Gnade, die dazu führt, denn Gnade und ewiges Leben bestehen aus einer Teilnahme am dreifaltigen Leben“ (Donald Wuerl, Ronald Lawler, Thomas Lawler und Kris Stubna, Herausgeber, 2005, Seite 150).
Das Buch Catholicism macht den Standpunkt der römischen Kirche deutlich, dass der Glaube an die Dreieinigkeit für das Heil erforderlich ist: „Wer immer gerettet werden wird: Vor allen Dingen ist es erforderlich, dass er den katho - lischen Glauben hat. Wenn er sich diesen Glauben nicht gesamthaft und unbefleckt erhält, wird er ohne Zweifel für immer umkommen. Und der katholische Glaube ist der Folgende: Wir beten einen Gott in seiner Dreieinigkeit an“ (George Brantl, Herausgeber, 1961, Seite 69).
Eine weitere Quelle erklärt: „Die Lehre von der Dreieinigkeit ist die Grund - lage unseres christlichen Glaubens. Weil die Doktrin von der Dreieinigkeit nicht vollständig verstanden werden kann, erfordert es den heiligen Geist, damit unser Verstand zu diesem Glauben geführt wird“ (Randy Smith, A Layman’s Reference Guide to Selected Theological Terms, 1999, Seite 90, zitiert von Patrick Navas in Divine Truth or Human Tradition?, 2007, Seite 21).
An anderer Stelle heißt es in dem Buch: „Glaubt man nicht an die Dreieinig - keit, so kann man das Heil nicht erlangen.“
Ob man an die Dreieinigkeit glaubt oder nicht, ist somit eine sehr ernste Angelegenheit! Zehntausende – vielleicht Hunderttausende – von Christen sind wegen dieser Lehre exkommuniziert, verfolgt und sogar getötet worden.
Diejenigen, die den Glauben an die Dreieinigkeit fordern, gestehen ein, dass diese Lehre jenseits jeglichen Verständnisses ist. Sehen wir uns zum Beispiel diese erstaunliche Aussage aus A Handbook of Christian Truth an: „Der menschliche Verstand kann das Mysterium der Dreieinigkeit nicht völlig verstehen. Wer das Mysterium vollständig zu verstehen versucht, wird den Verstand verlieren; wer aber die Dreieinigkeit verleugnet, wird seine Seele verlieren“ (Harold Lindsell und Charles Woodbridge, 1953, Seite 51-52).
Ist ein solcher Standpunkt wirklich vernünftig und logisch? Er besagt, dass Gott uns das Heil vorenthalten wird, wenn wir nicht in der Lage sind, etwas zu verstehen, von dem die bestens ausgebildeten Theologen behaupten, dass er unverständlich ist! Das lässt sich kaum mit klaren biblischen Aussagen in Einklang bringen, wie z. B. die Ermahnung des Apostels Paulus an die Gläubigen in Thessalonich: „Prüft aber alles und das Gute behaltet“ (1. Thessalonicher 5,21).
Ebenfalls wie in 1. Petrus 3, Vers 15, wo der Apostel Petrus uns anweist: „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt.“ Wie lässt sich das mit einer Lehre vereinbaren, von der viele Theologen sagen, dass sie, wie es The Encyclopedia Americana formuliert, „sich jenseits des Begriffsvermögens des menschlichen Verstandes befindet“ (1980, Band 27, Stichwort „Trinity“)?
Eine Lehre, die sich nach Theologenmeinung nicht verstehen lässt
Viele maßgebliche Quellen bestätigen die Schwierigkeit, die Dreieinigkeitslehre zu verstehen. Der jesuitische Theologe Karl Rahner erwähnt: „Das Dogma der Dreieinigkeit ist ein absolutes Mysterium, das wir, selbst nachdem es offenbart worden ist, nicht verstehen“ (The Trinity, 1986, Seite 50, Hervorhebung des Originals).
Edmund Fortman, ein weiterer jesuitischer Gelehrter, bestätigt: „Die Glaubenslehre vom dreieinigen Gott ist in ihren Ursprüngen und ihrem Inhalt mysteriös . . . Es ist eine Doktrin, die sich um ein Mysterium dreht, das den Verstand der Menschen im Laufe der Jahrhunderte fasziniert und herausgefordert hat . . . Heutzutage wird es von vielen als unverständlich und in seiner traditionellen Ausformulierung und Darstellung für den modernen Menschen als bedeutungslos angesehen“ (The Triune God: A Historical Study of the Doctrine of the Trinity, 1972, Vorwort).
Der evangelikale Theologieprofessor Harold Brown schreibt: „Es hat sich für Christen als unmöglich erwiesen, die Doktrin tatsächlich zu verstehen oder sie auf irgendeine Weise umfassend zu erklären. Die Dreieinigkeitslehre . . . über steigt unser mensch liches Auffassungsvermögen und muss als ein gött - liches Mysterium respektiert werden“ (Heresies: Heresy and Orthodoxy in the History of the Church, 2003, Seite 128).
Der Theologieprofessor Louis Berkhof sagt: „Die Kirche gibt zu, dass die Dreieinigkeit ein Mysterium jenseits des menschlichen Verständnisses ist. Die Dreieinigkeit ist nicht nur in dem biblischen Sinn dessen, was eine Wahrheit ist, die zuvor verborgen war, aber jetzt offenbart worden ist, ein Mysterium. Sie ist auch in dem Sinn ein Mysterium, dass der Mensch sie nicht verstehen und allgemein verständlich machen kann“ (Systematic Theology, 1996, Seite 89).
Der bereits zitierte Theologieprofessor James White erklärt: „Die Doktrin [von der Dreieinigkeit] wird missverstanden und zudem ignoriert. Sie wird so sehr missverstanden, dass ein Großteil der Christen, wenn sie gefragt werden, falsche und oftmals geradezu ketzerische Definitionen der Dreieinigkeit von sich geben“ (Seite 16; Hervorhebung des Originals).
Eine sehr aufschlussreiche Aussage zur Dreieinigkeitslehre stammt von dem renommierten deutschen Religionshistoriker Hermann Usener: „Das christliche Dogma von der Dreieinigkeit Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes ist nicht offenbart worden, sondern hervorgewachsen unter der Wirkung desselben Kulturkeimes, den wir in den Religionen des Altertums walten sahen.“ Usener meinte, dass der Glaube an die Dreieinheit „immer so bleiben wird, bis die Einsicht durchdringt, dass das Dogma ein richtiges Mythologem ist, das menschliche Vernunft in unlösbare Widersprüche verwickeln muss“.
Mit einer erdrückenden Menge an Beweisstellen wies er nach, „dass die Götterdreiheit eine fest verwurzelte und da rum mit der Gewalt natürlicher Triebkraft begabte Anschauungsform des Altertums war“. In seinen Nachweisen war er bei den Griechen und Römern besonders eingehend, er ging aber auch derartigen Erscheinungen bei Semiten, Germanen, Romanen und Slawen nach (Monatsschrift für die kirchliche Praxis, Januar bis Dezember 1903, Seite 93).
Ein Fundament für unseren Glauben?
Das sind erstaunliche Eingeständnisse über die Dreieinigkeit – „ein absolutes Mysterium“, „in ihren Ursprüngen und ihrem Inhalt mysteriös“ und „unverständ - lich“. Klingt das wirklich wie eine Doktrin, auf der wir unseren Glauben und unser Heil gründen sollten? Der Apostel Paulus hält dem in 1. Korinther 14, Vers 33 klar entgegen: „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.“
Wenn Gelehrte und Theologen zugeben, dass wir eine derart bedeutende Doktrin nicht verstehen können, sollte uns das nicht zu der Einsicht bringen, dass hier etwas ernsthaft im Argen liegt, wenn es um diese Lehre geht?
Wir fragen erneut: Wie sollten wir das Wesen Gottes verstehen?