Der Einfluss der griechischen Philosophie auf die Dreieinigkeitslehre

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Der Einfluss der griechischen Philosophie auf die Dreieinigkeitslehre

Wir beginnen mit dem griechischen Philosophen Platon (um 429-347 v. Chr.). Er glaubte an eine göttliche Triade aus „Gott, den Ideen [und] dem Weltgeist“, obwohl er „diese Triade nirgendwo erklärt oder in Einklang gebracht hat“ (Charles Bigg, Christian Platonists of Alexandria, 1886, Seite 249).

Spätere griechische Denker verfeinerten Platons Konzepte, indem sie sie als drei „Substanzen“ bezeichneten: den höchsten Gott oder „den Einen“, von dem „Vernunft“ bzw. „Denken“ und ein „Geist“ bzw. eine „Seele“ herstammen. Ihren Vorstellungen gemäß waren alle drei unterschiedliche göttliche „Substanzen“ oder Aspekte des gleichen Gottes. Eine andere Art und Weise, dies zum Ausdruck zu bringen, war dies als „das Gute“ zu definieren – die Personifikation dieses Guten und der Handlungsträger, durch den dieses Gute ausgeführt wird. Dies waren immer noch verschiedene göttliche Aspekte des einen höchsten Gottes – unterschiedlich und gleichzeitig ineinander vereint.

Solche metaphysischen Vorstellungen waren unter den großen Denkern der griechischen Welt weitverbreitet und über - trugen sich später auf die römische Welt zur Zeit des Neuen Testaments und der nachfolgenden Jahrhunderte. Als die letzten der ursprünglichen Apostel starben, begann dieses metaphysische Denken die frühe Kirche zu beeinflussen und zu in filtrieren. Das geschah vor allem durch diejenigen, die Kompromisse mit dem Heidentum eingegangen waren.

Wie die Bibelgelehrten John McClintock und James Strong erläutern: „Gegen Ende des 1. Jahrhunderts und während des 2. Jahrhunderts bekehrten sich gebildete Männer sowohl aus dem Judentum als auch aus dem Heidentum zum Christentum. Diese haben ihre platonischen Vorstellungen und Formulierungen in christliche theologische Kreise eingebracht“ (Cyclopaedia of Biblical, Theological and Ecclesiastical Literature, 1891, Band 10, Stichwort „Trinity“, Seite 553).

Die wahren Nachfolger Jesu haben solchen Unterwanderungen Widerstand geleistet und sich fest an die Lehren der Apostel gehalten. Zwei klar unterschiedliche bzw. als unterschiedlich identifizierbare Richtungen des Christentums entwickelten sich unabhängig voneinander. Die eine blieb den schlichten und einfachen Lehren der Bibel treu. Die andere ging zunehmend Kompromisse mit heidnischem Gedankengut und seinen Praktiken ein, die aus der griechisch-römischen Welt stammten.

Als im vierten Jahrhundert eine Debatte über die Natur Gottes entbrannte, die zu den Konzilen von Nizäa und Konstantinopel führte, war es deshalb nicht länger eine Debatte zwischen biblischer Wahrheit und heidnischem Irrtum, sondern zwischen Irrlehren, die zum Teil nichtbiblische philosophische Ideen zum Inhalt hatten.

Viele der Kirchenführer, die die Drei - einigkeitslehre detailliert ausarbeiteten, waren von griechischer und platonischer Philosophie stark beeinflusst, was wiederum ihre Glaubensauffassung beeinflusste. Die Sprache, mit der sie die Dreieinigkeit beschrieben und definierten, war in der Tat direkt der platonischen und griechischen Philosophie entnommen. Das Wort Trinität selbst ist weder biblisch noch christlich. Stattdessen wurde der platonische Begriff trias, von dem Wort, das „drei“ bedeutet, ins Lateinische als trinitas übertragen. Das führte dann zu dem uns bekannten Begriff Trinität bzw. Dreieinigkeit.

„Die alexandrinische katechetische Schule verehrte die größten Theologen der griechischen Kirche als ihr Haupt – Klemens von Alexandrien und Origenes. Sie wen dete die allegorische Methode bei der Auslegung der Bibel an. Ihre Gedanken waren von Platon beein flusst und ihre Stärke waren [heidnische] theologische Spekulationen. Athansius und die drei Kappadokier [die Männer, deren trinitarische Sicht von der katholischen Kirche bei den Konzilen von Nizäa und Konstantinopel übernommen wurde] waren unter ihren Mitgliedern“ (Hubert Jedin, Ecumenical Councils of the Catholic Church: an His torical Outline, 1960, Seite 28).

„Die Lehre über den Logos [d. h. das ,Wort‘, eine Bezeichnung für Christus in Johannes 1] und die Dreieinigkeit erhielten ihre Gestalt von den griechischen Vätern, die, direkt oder indirekt, stark von der griechischen Philosophie beeinflusst waren . . . Dass Irrtümer und Verfälschungen sich von dieser Quelle her in die Kirche ein geschlichen haben, kann nicht geleugnet werden“ (The New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge, Samuel Macauley Jackson, Herausgeber, 1911, Band 9, Seite 91).

Das Vorwort der von dem Historiker Edward Gibbons verfassten History of Christianity fasst den griechischen Einfluss bei der Übernahme der Trinitätsdoktrin folgendermaßen zusammen: „Falls das Heidentum vom Chris tentum erobert wurde, dann ist es ebenfalls wahr, dass das Christentum durch das Heidentum korrumpiert wurde. Der reine Deismus [in diesem Kontext: die fundamentale Religion] der ersten Christen . . . wurde von der römischen Kirche in das unverständliche Dogma der Dreieinigkeit umgewandelt. Viele der heidnischen Lehren, von den Ägyptern erfunden und von Platon idealisiert, wurden als glaubenswürdig beibehalten“ (1883, Seite xvi).

Die Verbindung zwischen Platons Lehren und der Dreieinigkeit ist derart ausgeprägt, dass Edward Gibbon in seinem Meisterwerk The History of the Decline and Fall of the Roman Empire Platon als „den athenischen Weisen“ bezeichnete, der „auf wunderbare Weise eine der überraschendsten Entdeckungen der christlichen Offenbarung vorweggenommen hatte“ – die Dreieinigkeit (1890, Band 1, Seite 574).

Die Dreieinigkeitslehre ist also den metaphysischen Spekulationen von Platon und anderen griechischen Philosophen zu verdanken. In diesem Sinne warnt uns der Apostel Paulus in Kolosser 2, Vers 8: „Lasst euch nicht durch spekulative Weltanschauungen und anderen hochtrabenden Unsinn einfangen. So etwas kommt nicht von Christus, sondern beruht nur auf menschlichen Überlieferungen und entspringt den Prinzipien dieser Welt“ (Neue evangelische Übersetzung).