Das Gelernte leben

Sie sind hier

Das Gelernte leben

Manche, die das Bibellesen mit demütiger Haltung beginnen, gelangen doch nicht zum besseren Verständnis. Warum nicht? Die Erfahrung zeigt, dass eine demütige Haltung nicht immer von Dauer ist. Wenn sie nur kurzlebig ist, bleibt das Verständnis aus. Die Bibel teilt uns sogar mit, dass man geistliches Verständnis wieder verlieren kann, wenn man nicht danach handelt.

Wer die Erkenntnis verwirft, die Gott in seinem Wort offenbart, legt die Demut beiseite und hält seine eigenen Ansichten für wichtiger als Gottes Standpunkt. In solchen Fällen dient die Heilige Schrift nicht wie vorgesehen als Spiegel, der uns auf die notwendige persönliche Veränderung hinweist (Jakobus 1,22-25).

Andererseits werden diejenigen, die Hinweise hinsichtlich ihrer persönlichen Lebensführung als Teil der gewonnenen Erkenntnis akzeptieren und umsetzen, weiter in ihrem Verständnis der Schrift wachsen und letztendlich auch großen Segen ernten.

Verständnis und Gehorsam ergänzen sich

Wie bereits im zweiten Kapitel dieser Broschüre behandelt, ist die richtige innere Haltung eine unerlässliche Voraussetzung zum Verständnis der Bibel. Diese Haltung umfasst jedoch mehr als nur den Wunsch, theoretisches Wissen zu erlangen. Ein wesentlicher Aspekt einer angebrachten Vorgehensweise beim Bibelstudium ist auch die Bereitschaft, das Gelernte – sofern es die persönliche Lebensführung betrifft – in die Tat umzusetzen.

Die Kombination von Verständnis und Gehorsam ist ein wesentlicher Teil der biblischen Offenbarung. Psalm 119, Vers 34 betont die Notwendigkeit dieser Motivation: „Gib mir Einsicht, damit ich deiner Weisung folge und mich an sie halte aus ganzem Herzen“ (Einheitsübersetzung). Und in Psalm 111, Vers 10 lesen wir: „Alle Weisheit fängt damit an, dass wir ihn ernst nehmen. Wer sein Leben nach Gottes Geboten ausrichtet, der allein gewinnt Einsicht“ („Hoffnung für alle“-Übersetzung).

Zur richtigen Haltung beim Bibelstudium gehört also auch die Bereitschaft, das Gelernte anzuwenden. Sind wir aber nicht dazu bereit, so wird Gott uns keine weitere Erkenntnis schenken. Durch den Propheten Hosea stellt Gott fest: „Mein Volk ist dahin, weil es ohne Erkenntnis ist. Denn du hast die Erkenntnis verworfen; darum will ich dich auch verwerfen“ (Hosea 4,6).

Der Apostel Paulus bestätigt dieses Prinzip in seinem Brief an die Römer: „Denn es genügt nicht, das Gesetz zu hören, um vor Gott als gerecht bestehen zu können. Nur wer auch tut, was das Gesetz verlangt, wird bei Gott Anerkennung finden“ (Römer 2,13; Gute Nachricht Bibel). Wer die Bibel nur deshalb liest, um ihren Inhalt zu kennen, ohne danach zu leben, wird Gott nicht wohlgefällig sein und kann nicht erwarten, dass Gott ihm ein besseres Verständnis schenken wird.

Leider sind manche Christen heute davon überzeugt, dass Jesus Christus u. a. deshalb gekommen war, um das Gesetz Gottes abzuschaffen. Jesus widersprach jedoch dieser Vorstellung mit Nachdruck: „Meint nur nicht, ich sei gekommen, das Gesetz und die Worte der Propheten aufzuheben. Ich werde vielmehr beides bekräftigen und erfüllen. Denn das sage ich euch: Auch der kleinste Buchstabe im Gesetz Gottes behält seine Gültigkeit, solange Himmel und Erde bestehen“ (Matthäus 5,17-18; „Hoffnung für alle“-Übersetzung).

Jesus meinte auch nicht, wie einige glauben, dass er das Gesetz für uns halten würde, damit wir es nicht halten müssen. Stattdessen dienten seine Lehre und sein persönliches Beispiel zur Veranschaulichung der wahren Absicht des Gesetzes – der Geist des Gesetzes, der in seiner Tragweite weit über den Buchstaben hinausgeht. Jesus zeigte, dass Gottes Gesetz mit unseren Gedanken zu tun hat, nicht nur mit unseren Taten. In diesem Sinn „erfüllte“ Jesus das Gesetz; er zeigte uns, was Gott wirklich von uns erwartet.

Denen, die sich zu Jesus bekennen, aber nicht bereit sind, Gott zu gehorchen, sagt Jesus: „Nicht alle Menschen, die sich fromm gebärden, glauben an Gott. Auch wenn sie Herr zu mir sagen, heißt das noch lange nicht, dass sie ins Himmelreich kommen. Entscheidend ist, ob sie meinem Vater im Himmel gehorchen“ (Matthäus 7,21; „Neues Leben“-Übersetzung).

Nur derjenige ist Jesu Jünger, der ihm ge horcht, wie Jesus selbst seinem himmlischen Vater gehorchte: „Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe“ (Johannes 15,10). Anstatt das Gesetz Gottes abzuschaffen, bestätigte Jesus es wiederholt.

Die Bereitschaft zum Gehorsam ist eine wichtige Voraussetzung für das Verständnis der Bibel, weil wir ohne den heiligen Geist das Wort Gottes nicht richtig verstehen können (1. Korinther 2,13-14). Doch Gott gibt seinen Geist nur denen, die ihm gehorchen wollen. Dazu schrieb der Apostel Petrus: „[Wir] sind Zeugen dieses Geschehens und mit uns der heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen“ (Apostelgeschichte 5,32).

Dass Gehorsam eine Voraussetzung für fortgesetztes geistliches Verständnis ist, bedeutet aber nicht, dass er uns ein Anrecht auf das Heil verschafft. Gott allein, durch seine Gnade und Barmherzigkeit, vergibt Sünde, hilft uns beim Überwinden und bietet uns das ewige Leben als Geschenk an. Auf der anderen Seite erwartet Gott schon von uns, dass wir das tun, was in unserer Macht steht, während er für alles andere sorgt. Dieser Grundsatz wird vom Apostel Jakobus hervorgehoben: „Ist nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte? Da siehst du, dass der Glaube zusammengewirkt hat mit seinen Werken, und durch die Werke ist der Glaube vollkommen geworden“ (Jakobus 2,21-22).

Dass Gehorsam großen Segen mit sich bringt, merkt man sehr bald, wenn man damit anfängt. „Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist“, schreibt König David (Psalm 34,9). Jesus Christus sagte: „Wenn jemand dessen [Gottes] Willen tun will, wird er innewerden, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich von mir selbst aus rede“ (Johannes 7,17). Ein demütiger, bereitwilliger Gehorsam ist der Prüfstein!

An den neu gewonnenen Erkenntnissen festhalten

Zuletzt sollen wir dem Wissen, das wir durch unser Bibelstudium hinzugewonnen haben, treu bleiben. In Sprüche 23, Vers 23 lesen wir: „Kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht, die Weisheit, die Zucht und die Einsicht.“ Die Gute Nachricht Bibel übersetzt diesen Vers wie folgt: „Wahrheit und Weisheit, Einsicht und Herzensbildung sind es wert, dass du sie dich etwas kosten lässt. Gib sie nie wieder her!“ Der Sinn ist, dass der Erwerb biblischen Wissens der Mühe wert ist. Wir sollen uns dann nicht von der neu gewonnenen Erkenntnis wieder abbringen lassen.

Im Gleichnis vom Sämann erklärte Jesus Christus, warum die einen sie verstehen, während die anderen im Dunkeln bleiben:

„Euch [den Jüngern Christi] ist’s gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu verstehen, den andern aber in Gleichnissen, damit sie es nicht sehen, auch wenn sie es sehen, und nicht verstehen, auch wenn sie es hören. Das Gleichnis aber bedeutet dies: Der Same ist das Wort Gottes. Die aber auf dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden. Die aber auf dem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Doch sie haben keine Wurzel; eine Zeit lang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab.

Was aber unter die Dornen fi el, sind die, die es hören und gehen hin und ersticken unter den Sorgen, dem Reich tum und den Freuden des Lebens und bringen keine Frucht. Das aber auf dem guten Land sind die, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld“ (Lukas 8,10-15).

Damit haben wir direkt aus dem Munde Christi einige Erklärungen, warum viele Menschen nicht an geistlichem Verständnis wachsen. Die meisten wenden sich von Gottes Wort ab, weil sie nachlässig, schwachgläubig oder selbstbezogen – statt gott bezogen – sind.

Die Standhaftigkeit gegenüber der wahren biblischen Erkenntnis wird in der Zeit vor Jesu verheißener Wiederkehr Mangelware sein. Der Apostel Paulus warnte vor einem Abfall vom Glauben und dem Wirken eines großen Irrlehrers, der Wunder wirken wird, womit er die Menschen verführt:

„Der Feind Gottes wird bei seinem Auftreten vom Satan unterstützt, sodass er aufsehenerregende Wunder vollbringen und die Menschen damit blenden kann. Alle, die verloren gehen, wird er durch seine bösen Künste täuschen. Sie erliegen ihnen, weil sie ihr Herz nicht der Wahrheit geöffnet haben, die sie retten könnte. Deshalb liefert Gott sie dem Irrtum aus, sodass sie der Lüge Glauben schenken. Alle, die der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern am Bösen Gefallen hatten, werden so ihre Strafe finden“ (2. Thessalonicher 2,9-12; Gute Nachricht Bibel).

Wie sorgen wir dafür, dass wir gegen solche Verführung gefeit sind? „So steht nun fest, liebe Brüder, und haltet euch an die Lehre, in der ihr durch uns unterwiesen worden seid, es sei durch Wort oder Brief von uns“ (Vers 15).

Wie sieht es bei Ihnen aus? Sind Sie willens, sich von Gott unterweisen zu lassen, indem Sie sein Wort täglich lesen und in Ihrem persönlichen Leben anwenden? Mit unserer Lektüre sind wir gern bereit, Ihnen dabei behilflich zu sein, damit Sie „mit der Heiligen Schrift vertraut“ werden. „Sie zeigt dir den einzigen Weg zur Rettung, den Glauben an Jesus Christus“ (2. Timotheus 3,15; „Hoffnung für alle“-Übersetzung).

Wir hoffen, dass die in dieser Broschüre genannten fünfzehn Schlüssel Ihnen helfen werden, die kostbare Erkenntnis, die Gott uns in der Heiligen Schrift offenbart, kennenzulernen, und dass Sie dann kontinuierlich „in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus“ wachsen werden (2. Petrus 3,18).