Sind Gottes Festtage heute noch gültig?
Wenn Gott bei seiner Arbeit mit Menschen etwas beginnt, fängt es fast immer klein an. In Matthäus 13, Verse 32-33 verglich Jesus Christus das Reich Gottes mit einem Senfkorn und mit Sauerteig. Beide Analogien handeln von etwas, das klein ist und sich zu viel Größerem entwickelt. In ähnlicher Weise rief Gott im Alten Testament vergleichsweise nur wenige Menschen, die bereit waren, seinem Weg zu folgen.
In der frühesten Menschheitsgeschichte gab es nur wenige Menschen, die Gott gehorchten. Die frühen Patriarchen wie Abel, Henoch und Noah reagierten jedoch positiv auf die Offenbarung von Gottes Heilsplan (Matthäus 23,35). Nach der großen Flut zu Noahs Zeiten konnte Gott mit Abraham und seiner Frau Sara arbeiten. Hebräer 11, Vers 13 berichtet über die gehorsamen Menschen jener Zeit, dass „diese alle . . . im Glauben [gestorben sind]“ und die Erkenntnis hatten, dass sie das ewige Leben ererben werden (Vers 40).
Gottes Plan, der ewiges Leben für die Menschheit vorsieht, war bereits zu Lebzeiten dieser frühen Nachfolger Gottes bekannt. Der Plan Gottes begann nicht erst mit dem Bund, den Gott mit dem alten Israel schloss, noch fing er erst mit dem Erscheinen Jesu auf der Erde an. Gott liebte die Welt so sehr, „dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Johannes 3,16).
Der Ausdruck der Liebe Gottes, das Opfern seines Sohnes, setzte die Grundlage für den Plan und war vor der Grundlegung der Welt vorgesehen (Matthäus 25,34; 1. Petrus 1,20). Der erst später offenbarte Detailplan der Festtage baut auf diesen ersten Schritt, den Gott von Anfang an beabsichtigt hatte. Diese Festtage sind Gott nicht erst später eingefallen.
Gegenüber der Familie Abrahams fing Gott an, die gute Nachricht von seinem Heilsplan zu offenbaren (Galater 3,8). 1. Mose 26, Verse 3-4 beinhaltet besondere Verheißungen Gottes an Abraham und seine Nachkommen. Gott sagte, dass er diese Verheißungen machte, „weil Abraham meiner Stimme gehorsam gewesen ist und gehalten hat meine Rechte, meine Gebote, meine Weisungen und mein Gesetz“ (Vers 5). Das mag der Grund sein, warum die Bibel Abraham den „Freund Gottes“ und einen „Vater . . . aller, die glauben“, nennt (Jakobus 2,23; Römer 4,11; 1. Mose 18,17-19).
Eine Nation wird ausgesondert
Die Nachkommen Abrahams wurden zu einem großen und mächtigen Volk (1. Mose 18,18). Sie wurden nach Jakob benannt, dem Enkel Abrahams, dessen Name Gott in Israel geändert hat (1. Mose 32,28). Nach ihrer Niederlassung in Ägypten dauerte es nicht lange, bis sie zu Sklaven wurden (2. Mose 1). Die Geschichte ihrer Befreiung von dieser Knechtschaft durch Gott und die Errettung seines Volkes heute sind Teil der eng miteinander verbundenen Symbolik der Festtage Gottes.
Zu gegebener Zeit ließ Gott eine Kette von Ereignissen eintreten, die im Zusammenhang mit Festtagen den Israeliten seinen Plan der Errettung zeigten und zu ihrer Befreiung von der Knechtschaft in Ägypten führten. Als Mose und Aaron vor Pharao erschienen, überbrachten sie dem ägyptischen Herrscher das Gebot Gottes: „Lass mein Volk ziehen, dass es mir ein Fest halte in der Wüste“ (2. Mose 5,1).
Mose und Aaron hatten bereits die Ältesten Israels zusammengerufen und ihnen den Plan Gottes für ihre Befreiung erklärt (2. Mose 3,16-18). Dann vollbrachten Mose und sein Bruder Aaron Wunder vor dem Volk (2. Mose 4,29-30). Als Resultat der Wunder glaubten die Israeliten, dass Gott sie befreien und seinen Bund mit Abraham halten würde, wie er versprochen hatte (2. Mose 4,31; 6,4-8). Was darauf folgte, waren das erste Passah und das Fest der Ungesäuerten Brote für das alte Israel.
Jahrhunderte später hielt die neutestamentliche Gemeinde die gleichen Feste zum Gedenken an die Befreiung von der Sünde durch Jesus Christus. Zum Beispiel schrieb der Apostel Paulus den Gläubigen der Gemeinde zu Korinth – sowohl Juden als auch Heiden –, dass sie „ungesäuert“ oder ohne Sünde sein sollten, weil sie ein Passahlamm hatten, „das ist Christus, der geopfert ist“ (1. Korinther 5,7). Im nächsten Vers schrieb Paulus: „Darum lasst uns das Fest feiern“, womit er dasselbe Fest meinte, das Gott vor vielen Jahrhunderten im alten Israel eingeführt hatte.
Die Festtage im Neuen Testament
Von seiner frühesten Jugend an hielt Jesus die Festtage mit seinen Eltern. In Lukas 2, Vers 41 lesen wir: „Und seine Eltern gingen alle Jahre nach Jerusalem zum Passahfest.“ Die nächsten Verse beschreiben Jesus im Alter von zwölf Jahren, als er sich nach dieser Festzeit mit einigen Gelehrten in einem angeregten Gespräch unterhielt (Verse 42-48). Der Apostel Johannes hält fest, dass Jesus als Erwachsener die Jahresfeste weiter hielt (Johannes 2,23; 4,45).
In einem beeindruckenden Beispiel setzte Jesus sogar seine eigene Sicherheit aufs Spiel, um zwei Feste zu halten, das jährliche Laubhüttenfest und den achten Tag (Johannes 7,1-2. 7-10. 14). „Aber am letzten Tag des Festes, der der höchste war, trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten“ (Johannes 7,37-39).
Viele Kirchen lehren jedoch, dass der Apostel Paulus die Haltung der Kirche zu den Feiertagen grundsätzlich verändert hat. Nach dieser Meinung soll Paulus die Heiden gelehrt haben, dass das Halten der Festtage nicht mehr nötig wäre. Obwohl auch seine eigenen Zeitgenossen offensichtlich Teile seiner Briefe für schwer verständlich hielten (2. Petrus 3,15-16), widersprechen doch Paulus’ klare Aussagen und seine Lebensweise der Vorstellung, dass er das Halten der Festtage annulliert und damit abgeschafft hätte.
Zum Beispiel schrieb Paulus den Korinthern: „Folgt meinem Beispiel, wie ich dem Beispiel Christi!“ (1. Korinther 11,1), und er lobte die Korinther, weil sie „an den Überlieferungen“ festhielten, die er ihnen gegeben hatte (Vers 2). Im gleichen Kapitel erklärte er ihnen: „Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis“ (Verse 23-24).
Wenn Paulus die Festtage nicht gehalten hätte, wäre diese Anweisung an die Juden und Heiden in Korinth bedeutungslos gewesen. Es ist ganz klar, dass es keine Beweise für die Sichtweise gibt, Paulus hätte irgendjemandem von dem Halten der Festtage abgeraten. Eine solche Sichtweise wäre ihm unvorstellbar gewesen (Apostelgeschichte 24,12-14; 25,7-8; 28,17).
Im Gegenteil: Der biblische Bericht über das Wirken des Paulus berichtet mehrere Male über die Festtage als wichtige Meilensteine in seinem Leben. Zum Beispiel sagte er den Ephesern: „Ich muss unter allen Umständen das bevorstehende Fest in Jerusalem feiern“ (Apostelgeschichte 18,21; SchlachterBibel). In Apostelgeschichte 20, Vers 16 und in 1. Korinther 16, Vers 8 wird berichtet, wie Paulus bei seinen Reiseplänen das Pfingstfest berücksichtigte. In Apostelgeschichte 27, Vers 9 erwähnte Lukas, der Reisebegleiter des Paulus, die „Fastenzeit“, womit der Versöhnungstag gemeint war.
Der Expositor’s Bible Commentary stellt in einem Kommentar zu Apostelgeschichte 20, Vers 6 fest, dass Paulus, der das Passah nicht in Jerusalem halten konnte, „in Philippi blieb, um dieses und das Fest der Ungesäuerten Brote zu halten“ (Richard N. Longenecker, Zondervan, Grand Rapids, 1981, Band 9, Seite 507). Zu Apostelgeschichte 20, Vers 16 stellt der gleiche Kommentar fest, dass Paulus „zu Pfingsten am fünfzigsten Tag nach dem Passah – wenn irgendwie möglich – in Jerusalem sein wollte“ (Seite 510).
Seine Lebensweise als Apostel schloss das Halten der Festtage mit der Gemeinde mit ein. Als er das Evangelium, das er predigte, verteidigte, sagte Paulus, dass er dasselbe Evangelium predigte, das die anderen Apostel lehrten: „Es sei nun ich oder jene: so predigen wir, und so habt ihr geglaubt“ (1. Korinther 15,11).
Paulus und die anderen Apostel lehrten in konsequenter Weise die christliche Verpflichtung, dem Beispiel Jesu Christi in allen Dingen zu folgen. Gegen Ende des ersten Jahrhunderts fasste der Apostel Johannes diese Botschaft wie folgt zusammen: „Wer sagt, dass er in ihm bleibt, der soll auch leben, wie er gelebt hat“ (1. Johannes 2,6).
Juden- und Heidenchristen hielten die Festtage (sehen Sie bitte hierzu den Rahmenartikel auf den Seiten 58 und 59: „Kolosser 2, Vers 16 zeigt, dass Heidenchristen die Festtage hielten“). Es gibt keinen biblischen Anhaltspunkt, der beweisen würde, dass „die Feste des HERRN“ im Neuen Testament abgeschafft oder als unnötig zu betrachten sind. Die Botschaft der Festtage ist immer noch gültig. Deshalb sind auch diese Tage für uns weiterhin von Bedeutung. Der biblische Bericht zeigt uns, dass es die Praktik der Urgemeinde war, diese von Gott gegebenen Feste zu halten, von denen das erste das Passah ist.
Das Studium der einzelnen Feste wird Ihnen auch zeigen, wie groß der Verlust für uns wäre, wenn wir diese Feste nicht hielten.