Wer oder was war Jesus Christus?
Für den römischen Statthalter in Judäa, Pontius Pilatus, war es eine heikle Situation, als man ihm Jesus vorführte. Die gegen Jesus erhobene Beschuldigung ließ ihn aufhorchen: „Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muss er sterben, denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht“ (Johannes 19,7).
Die Frage, die Pilatus daraufhin stellte, offenbart seine Vermutung, dass er es hier nicht mit einem gewöhnlichen Menschen zu tun hatte. Seine Frau hatte einen ungewöhnlichen Traum gehabt, der sie derart bewegte, dass sie ihren Mann aufforderte, nichts „mit diesem Gerechten“ zu tun zu haben (Matthäus 27,19). Pilatus erkannte auch, dass Neid der wahre Beweggrund für die Vor - gehensweise der Hohepriester und Ältesten war. Dennoch konnte er sich nicht vor seiner schicksalhaften Begegnung mit Jesus drücken.
Er fragte Jesus: „Woher bist du?“ (Johannes 19,9). Pilatus wusste bereits, dass Jesus Galiläer war. Jesu geographische Herkunft war jedoch nicht der wahre Gegenstand der Fragestellung. Stattdessen ging es Pilatus darum, woher Jesus wirklich kam. Jesus antwortete zunächst nicht, denn die Aussage, er sei der Sohn Gottes, war bereits eine Antwort auf die Frage.
Pilatus war aber nicht in der Lage, Jesu wahre Herkunft zu akzeptieren. Der Apos tel Paulus schrieb, dass die Herrscher dieser Welt die Bestimmung und die Herkunft Jesu nicht kannten, „denn wenn sie die erkannt hätten, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt“ (1. Korinther 2,8). Pilatus wusste wohl, dass Jesus unschuldig war.
Er hatte jedoch vor der Reaktion des Kaisers Angst, sollte er bei jemandem, der möglicherweise eine Bedrohung für die römische Autorität darstellte, untä- tig bleiben (Johannes 19,12). Darüber hinaus befürchtete er einen Volksaufstand, sollte er nicht auf die Forderungen der jüdischen Führer eingehen. Schließ lich hatte er auch Angst vor Jesus, denn er wusste nicht, wer dieser wirklich war.
Verneinung der Realität
Letztendlich siegte bei Pilatus die politische Vernunft. Damit wurde die Bühne freigegeben für eine Anklage gegen die gesamte Menschheit und auch der Weg für deren Freispruch geebnet: Pilatus ordnete Jesu Kreuzigung an. Die Realität der Person Jesu wurde geleugnet. Jeder Mensch wird sich zu gegebener Zeit mit dieser Realität auseinandersetzen müssen.
Wäre uns die Realität dessen, wer Jesus wirklich war, zu schwierig, wenn wir mit der entsprechenden Beweislage konfrontiert würden? Diese Realität zu akzeptieren würde wahrscheinlich eine tiefgreifende Veränderung unserer Lebensführung erfordern. Daher ist es besser, so könnte man meinen, wie Pontius Pilatus zu handeln und sich vor der Realität zu verschließen.
Aber genau dort müssen wir beginnen: Wer war Jesus von Nazareth tatsächlich? Woher kam er wirklich? Wenn wir die Antwort auf diese Fragen wissen, wird alles, was er tat und lehrte, verständlich.
Manche sehen Jesus als Lehrer bzw. jüdischen Weisen, der eine Weltreligion gründete, zu Unrecht verurteilt wurde und deshalb auf grausame Weise sterben musste. Ist das alles? Das kontroverseste und zugleich bedeutendste Thema ist die wahre Identität Jesu Christi. Sie ist ein Grundstein des christlichen Glaubens. Dabei geht es um die Erkenntnis, dass Jesus nicht allein ein außer - gewöhnlicher Mensch, sondern Gott in Menschengestalt war.
Wie konnte er Gott sein, wenn er Gott in Menschengestalt war? Bei vielen Erklärungen kommt dieser Aspekt zu kurz, was vielen das Verständnis der wahren Realität Jesu erschwert.
Manche behaupten, dass Jesus selbst nie für sich in Anspruch nahm, Gott zu sein. Nach seinen eigenen Worten jedoch sah sich Jesus als mehr als nur einen Menschen, Propheten oder Lehrer. Es gibt auch Gelehrte, die die Ansicht vertreten, dass Jahre nach Jesu Tod die Führer der christlichen Kirche der Bibel die Wunder und Worte Jesu hinzudichteten, aus denen sich der Anspruch Jesu auf sein göttliches Wesen ableiten lässt. Mit anderen Worten soll die Darstellung Jesu im Neuen Testament eine Legende der frühen Kirche gewesen sein.
Historische Überlegungen allein widersprechen dieser These. Die frühe Kirche breitete sich nachweislich gerade deshalb explosionsartig aus, weil Jesus Gott in Menschengestalt war. Es gab also keine Zeit für eine diesbezüg liche Legendenbildung. Nur wenige Wochen nach Jesu Tod predigte Petrus zu Pfingsten Jesu Auferstehung von den Toten. Er führte aus, dass Jesus in der Tat der verheißene Messias war, und betonte dessen göttlichen Ursprung (Apostel - geschichte 2,27. 34-35).
Jesu Jünger und die ersten Christen wussten, wer er war: Immanuel, „Gott mit uns“ (Matthäus 1,22; Jesaja 7,14). Dadurch ist das Christentum eine einzigartige und autoritative Religion. Wäre Jesus nämlich nur Mensch gewesen, dann wäre die christliche Religion nicht anders als alle anderen Religionen. Wäre Jesus nicht Immanuel gewesen, so hätten die ersten Christen keine Grundlage für ihren Glauben gehabt – einen Glauben, mit dem sie „den ganzen Weltkreis erregen“ konnten (Apostelgeschichte 17,6).
Jesus existierte vor Abraham
Die vielleicht klarste Aussage Jesu über seine Identität finden wir in Johannes, Kapitel 8, als Jesus mit seinen Landsleuten redete: „Abraham, euer Vater, wurde froh, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich“ (Johannes 8,56-58).
Wie reagierten die Juden auf Jesu Worte? Sie wollten ihn wegen einer Got - teslästerung steinigen (Vers 59)! Warum hatten sie diese Reaktion? In dem Luthertext der Bibel könnte man den Eindruck gewinnen, dass Jesus nur sagen wollte, er hätte bereits vor Abraham existiert – an sich schon eine unglaubliche Behauptung! In Aramäisch jedoch, der Muttersprache Jesu, stellte Jesus mit „ich bin“ eine Verbindung zu dem Gottesnamen her, den Gott sich im Alten Tes - tament gab. In einer Fußnote der „Gute Nachricht Bibel“ zu Johannes 8, Vers 58 heißt es: „Die Antwort von Jesus enthält eine Anspielung auf 2. Mose 3,14.“
Als Gott sich erstmalig Mose offenbarte, tat er ihm seinen Namen kund: „Mose aber antwortete Gott: Siehe, wenn ich zu den Söhnen Israel komme und ihnen sage: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie mich fragen: Was ist sein Name?, was soll ich dann zu ihnen sagen? Da sprach Gott zu Mose: Ich bin, der ich bin. Dann sprach er: So sollst du zu den Söhnen Israel sagen: Der ,Ich bin‘ hat mich zu euch gesandt“ (2. Mose 3,13-14, Elberfelder Bibel).
„Ich bin“ steht also in Verbindung mit dem persönlichen Namen Gottes im Alten Testament, Jahwe. In der Lutherbibel wurde dieser Name im Alten Tes - tament mit „HERR“ (in Kapitälchen) wiedergegeben. Die Juden wussten genau, was Jesus meinte, als er ihnen sagte: „Ehe Abraham wurde, bin ich.“ Ihrer Meinung nach hatte er sich damit der Gotteslästerung schuldig gemacht.
„Ich bin“ und Jahwe weisen auf eine absolut zeitlose Existenz hin. Obwohl es keine direkte Übersetzung von Jahwe ins Deutsche gibt, enthält der Gottesname in etwa die Bedeutung „Der Ewige“, „Derjenige, der immer existiert“ bzw. „Derjenige, der immer existierte, ist, und immer sein wird“. Eine Bezeichnung dieser Art kann sich nur auf Gott beziehen.
In Jesaja 42, Vers 8 beschreibt sich Gott wie folgt: „Ich, der HERR [Jahwe], das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen.“ Darüber hinaus sagt Gott: „So spricht der HERR [Jahwe], der König Israels, und sein Erlöser, der HERR [Jahwe] Zebaoth: Ich bin der Ers te, und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott“ (Jesaja 44,6).
Mit seiner Selbstbezeichnung als „ich bin“ nahm Jesus für sich in Anspruch, der Gott zu sein, den die Hebräer unter dem Namen Jahwe kannten. Dieser Name galt den Juden als so heilig, dass sie es nicht wagten, ihn auszusprechen. Jahwe ist ein ganz besonderer persönlicher Name, der sich allein auf den wahren Gott bezieht. Somit war den Juden klar, was Jesus meinte.
In seinem Buch Christian Apologetics gelangt Dr. Norman Geisler zu dem Schluss: „Angesichts der Tatsache, dass der Jahwe des Alten Testaments seinen Namen und seine Ehre keinem anderen gab, ist es kein Wunder, dass die Worte und Taten Jesu von Nazareth die Juden des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung veranlassten, ,Gotteslästerung‘ zu rufen und Steine zu sammeln. Genau die Dinge, die der Jahwe des Alten Testaments für sich in Anspruch nahm, nahm auch Jesus von Nazareth für sich in Anspruch“ (2002, Seite 331).
Jesus: Jahwes Eigenschaften
In seiner Erläuterung nennt Dr. Geisler einige Selbstbezeichnungen Jesu, mit denen er sich dem Jahwe des Alten Testaments gleichsetzte. Beispiels - weise war Jesus nach seinen eigenen Worten „der gute Hirte“ (vgl. Johannes 10,11). Israels König David stellte fest: „Der HERR [Jahwe] ist mein Hirte“ (Psalm 23,1). Jesus sagte, dass er der Richter aller Menschen ist (Johannes 5,22. 27). In Joel 4, Vers 12 sagt Jahwe über sich: „Die Heiden sollen sich aufmachen und heraufkommen zum Tal Joschafat; denn dort will ich sitzen und richten alle Heiden ringsum.“
Jesus nannte sich „das Licht der Welt“ (Johannes 8,12). In Jesaja 60, Vers 19 lesen wir: „Die Sonne soll nicht mehr dein Licht sein am Tage, und der Glanz des Mondes soll dir nicht mehr leuchten, sondern der HERR [Jahwe] wird dein ewiges Licht und dein Gott wird dein Glanz sein.“ König David sagte: „Der HERR [Jahwe] ist mein Licht“ (Psalm 27,1). In einem seiner Gleichnisse erscheint Jesus als der Bräutigam (Matthäus 25,1), eine Bezeichnung, die auch für Jahwe verwendet wird: „Der HERR [Jahwe] hat Lust an dir [Jerusalem] . . . Wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich freuen“ (Jesaja 62,4-5).
In der Offenbarung sagt der in einer Vision erscheinende Jesus seinem Diener Johannes: „Ich bin der Erste und der Letzte“ (Offenbarung 1,17). Mit diesen Worten beschrieb sich auch Jahwe in Jesaja 44, Vers 6. Es ist klar, dass Jesus sich als Verkörperung des alttestamentlichen Jahwe sah. Er war Immanuel, „Gott mit uns“.
„Ich und der Vater sind eins“
Die Juden forderten Jesus auf, seine wahre Identität zu offenbaren: „Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Wie lange hältst du uns im Ungewissen? Bist du der Christus, so sage es frei heraus“ (Johannes 10,24). Jesu Antwort spricht Bände: „Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubt nicht“ (Vers 25). In der Tat hatte Jesus in einem früheren Gespräch seine göttliche Herkunft bestätigt (Johannes 5,17-18).
Jesus fügte hinzu: „Die Werke, die ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir“ (Johannes 10,25). Seine Werke waren Wunder, die nur Gott wirken konnte. Die Juden konnten die Realität der Wunder Jesu nicht leugnen. Mit seinen weiteren Ausführungen versetzte Jesus seine Zuhörer in Rage: „Ich und der Vater sind eins“ (Vers 30). Aufgrund dieser Feststellung „hoben die Juden abermals Steine auf, um ihn zu steinigen“ (Vers 31).
Jesus fragte die Juden, warum sie so handelten: „Viele gute Werke habe ich euch erzeigt vom Vater; um welches dieser Werke willen wollt ihr mich steinigen? Die Juden antworteten ihm und sprachen: Um eines guten Werkes willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen, denn du bist ein Mensch und machst dich selbst zu Gott“ (Verse 32-33).
Die Tragweite der Worte Jesu war den Juden klar. Sie verstanden genau, was er meinte. Er hatte ihnen gesagt, dass er Gott in Menschengestalt war.
Im Johannesevangelium gibt es ein weiteres Beispiel dieser Art. Jesus hatte am Sabbat einen Lahmen geheilt. Die Juden wollten ihn für diese Heilung tö- ten, da sie das Gesetz Gottes in Bezug auf die Heiligung des Sabbats irrtüm - licherweise dahingehend auslegten, dass Heilungen am Sabbat verboten seien.
Darauf reagierte Jesus mit einer Feststellung, die seinen Landsleuten unmiss - verständlich war: „Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch“ (Johannes 5,17).
Damit entsetzten sich die Juden umso mehr: „Darum trachteten die Juden noch viel mehr danach, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich“ (Vers 18). Jesus setzte seine Werke den Werken Gottes gleich und berief sich auf Gott als seinen Vater.
Jesus hat die Vollmacht, Sünden zu vergeben
Als Jesus einmal einen Gelähmten heilte, sagte er ihm: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben“ (Markus 2,5). Einige Schriftgelehrten, die diese Worte hörten, reagierten mit Empörung: „Wie redet der so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?“ (Vers 7).
Jesus bestätigte, dass er berechtigt war, Sünden zu vergeben. „Was denkt ihr solches in euren Herzen? . . . Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim!“ (Vers 8 bzw. 11).
Die Schriftgelehrten wussten, dass Jesus eine Vollmacht für sich in Anspruch nahm, die nur Gott zustand. Im Alten Testament ist es Jahwe, der die Sünden vergibt: „Das sage ich, der HERR [Jahwe]. Ich will ihnen ihren Ungehorsam vergeben und nie mehr an ihre Schuld denken“ (Jeremia 31,34; Gute Nachricht Bibel).
Jesus hat die Vollmacht, Tote aufzuerwecken
Eine weitere Vollmacht, die nur Gott besitzt und die Jesus für sich in Anspruch nimmt, ist die Kraft, Tote wieder leben zu lassen. Dazu lesen wir im Johannesevangelium Folgendes:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören werden, die werden leben . . . Denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, und werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts“ (Johannes 5,25. 28-29).
Was Jesus damit meinte, ist klar, denn in Vers 21 sagt er: „Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.“ Als Jesus den Lazarus von den Toten auferweckte, erklärte er Marta, der Schwester des Lazarus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ (Johannes 11,25).
In 1. Samuel 2, Vers 6 lesen wir: „Der HERR [Jahwe] tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf.“
Jesus wurde verehrt
Jesus stellte sich auch darin auf eine Ebene mit Gott, als er den Juden sagte: „Denn alle sollen den Sohn ebenso ehren wie den Vater“ (Johannes 5,23; Gute Nachricht Bibel). Er rief seine Jünger auf, an ihn zu glauben, so wie sie an Gott glaubten: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ (Johannes 14,1).
Vor dem Hintergrund dieser Aussagen überrascht es nicht, dass Jesus mehrmals angebetet wurde, ohne dass er diese Anbetung verbot bzw. untersagte. Ein Beispiel dieser Anbetung ist der Blinde, den die Pharisäer ablehnten, nachdem Jesus ihn geheilt hatte.
„Es kam vor Jesus, dass sie ihn ausgestoßen hatten. Und als er ihn fand, fragte er: Glaubst du an den Menschensohn? Er antwortete und sprach: Herr, wer ist’s? dass ich an ihn glaube. Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist’s. Er aber sprach: Herr, ich glaube, und betete ihn an“ (Johannes 9,35-38).
Dass mit dem griechischen Wort, das in Vers 38 mit „anbeten“ übersetzt wurde, mehr als nur eine höfliche Respekterweisung gemeint war, wird deutlich, wenn wir die Geschichte von Petrus in Cäsarea lesen, denn dort kommt das gleiche Wort vor: „Und als Petrus hereinkam, ging ihm Kornelius entgegen und fiel ihm zu Füßen und betete ihn an. Petrus aber richtete ihn auf und sprach: Steh auf, ich bin auch nur ein Mensch“ (Apostelgeschichte 10,25-26).
Das gleiche griechische Wort kommt auch in Offenbarung 22, Verse 8-9 vor. Hier lesen wir, wie ein Engel Gottes nicht zuließ, dass der Apostel Johannes ihn anbetete: „Und ich, Johannes, bin es, der dies gehört und gesehen hat. Und als ich’s gehört und gesehen hatte, fiel ich nieder, um anzubeten zu den Füßen des Engels, der mir dies gezeigt hatte. Und er spricht zu mir: Tu es nicht! Denn ich bin dein Mitknecht und der Mitknecht deiner Brüder, der Propheten, und derer, die bewahren die Worte dieses Buches. Bete Gott an!“
Das griechische Wort, das in diesen Beispielen mit „anbeten“ übersetzt wurde, kommt auch in der Beschreibung der großen Versuchung Jesu durch den Teufel vor: „Darauf führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen“ (Matthäus 4,8-10).
Dieses griechische Wort wird mehrmals in Bezug auf Menschen benutzt, die vor Jesus Christus niederfielen, um ihn anzubeten, wie bei den Weisen, die Jesus kurz nach seiner Geburt aufsuchten: „Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten“ (Matthäus 2,1-2).
Ein Aussätziger betete ihn an und bat ihn um Genesung (Matthäus 8,2). Der Vorsteher einer Gemeinde betete ihn an und flehte um die Heilung seiner Tochter (Matthäus 9,18). Nachdem Jesus einen Sturm am Galiläischen Meer stillte, beteten seine Jünger ihn an (Matthäus 14,33). Als Jesus den Frauen begegnete, die nach seinem Tod zum Grab gekommen waren, beteten sie ihn an, ebenso die Apostel (Matthäus 28,9. 17).
Die ersten zwei der Zehn Gebote untersagen die Anbetung von irgend etwas außer Gott (2. Mose 20,2-5), doch Jesus wies diejenigen nicht zurecht, die ihn anbeteten.
Wir sollen in Jesu Namen bitten
Jesus forderte seine Jünger nicht nur auf, an ihn zu glauben, sondern auch im Gebet in seinem Namen zu bitten: „Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn“ (Johannes 14,13). Gott im Gebet im Namen Jesu anzurufen ist außerordentlich wichtig, denn „niemand kommt zum Vater denn durch mich“, stellte Jesus fest (Vers 6).
In Bezug auf Jesu Namen schreibt der Apostel Paulus: „Darum hat Gott ihn auch erhöht und ihm den Rang und Namen verliehen, der ihn hoch über alle stellt. Vor Jesus müssen alle auf die Knie fallen – alle, die im Himmel sind, aufder Erde und unter der Erde; alle müssen feierlich bekennen: Jesus Christus ist der Herr! Und so wird Gott, der Vater, geehrt“ (Philipper 2,9-11; Gute Nachricht Bibel).
Paulus bestätigt, dass Jesus Gott ist, denn der Vater stellt den Namen Jesus über alle anderen Namen und damit auf die gleiche Ebene des Vaters, vor dem wir im Gebet niederknien. Jesus verspricht, diese Gebete zu erhören: „Das will ich tun“ (Johannes 14,13).
Jesus offenbarte sich den Juden gegenüber auf vielfältige Weise als „Gott unter uns“. Darüber entsetzten sie sich und hielten ihm Gotteslästerung vor. Sie waren einige Male so erbost, dass sie ihn auf der Stelle töten wollten.
Ewiges Leben nur durch Jesus
Mehr als einmal stellte Jesus fest, dass der Weg zum ewigen Leben über ihn führt. „Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngs - ten Tage“ (Johannes 6,40; vgl. Vers 47 bzw. 54). Jesus sagte nicht nur, dass man an ihn glauben muss, sondern auch, dass er derjenige ist, der die Menschen zum ewigen Leben auferwecken wird. Keiner, der nur Mensch ist, kann das für sich in Anspruch nehmen.
Jesus lehrte, dass die Geisteshaltung der Menschen ihm gegenüber auch der entscheidende Faktor beim Gericht Gottes sein wird. „Ich sage euch: Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn am Gerichtstag bekennen vor den Engeln Gottes. Wer mich aber vor den Menschen nicht kennen will, den wird auch der Menschensohn nicht kennen am Gerichtstag vor den Engeln Gottes“ (Lukas 12,8-9; Gute Nachricht Bibel).
Täuschen wir uns nicht. Wäre Jesus nicht der göttliche Sohn Gottes gewesen, könnte diese Behauptung lediglich als der engstirnigste und verwerflichste Dogmatismus gesehen werden. Jesus sagt nämlich, dass das Heil der Menschen von ihrem Bekenntnis zu ihm abhängt.
Das Zeugnis der Jünger Jesu
Diejenigen, die Jesus persönlich kannten, von ihm unterrichtet wurden und anschließend einen Großteil des Neuen Testaments abfassten, sind in ihren Aussagen in Bezug auf Jesu Selbstdarstellung immer konsequent. Dabei gilt es zu bedenken, dass Jesu Jünger als monotheistische Juden erzogen wurden. Der erste der Evangelisten, Matthäus, fängt sein Evangelium mit der Geschichte der jungfräulichen Geburt Jesu an. Für Matthäus ist Jesu Geburt eine Erfüllung der Prophezeiung in Jesaja 7, Vers 14: „Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns“ (Matthäus 1,23). Damit stellt Matthäus klar, dass dieses von Maria geborene Kind Gott ist – „Gott mit uns“.
In den einleitenden Versen seines Evangeliums ist Johannes ebenso klar in seiner Aussage: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort . . . Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns“ (Johan- nes 1,1. 14). Es kam auch vor, dass die Apostel Jesus mit Gott anredeten bzw. ihn als Gott bezeichneten. Als Thomas nach der Auferstehung Jesu Wunden sah, rief er aus: „Mein Herr und mein Gott!“ (Johannes 20,28). In Titus 1, Vers 3 und Kapitel 2, Vers 10 nennt Paulus Jesus „Gott, unseren Heiland“.
Am deutlichsten ist der Brief an die Hebräer in seiner Beschreibung von Jesus als Gott. Dort heißt es in Kapitel 1, Verse 7-8: „Von den Engeln spricht er zwar: Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zu Feuerflammen, aber von dem Sohn [vgl. Psalm 45,7-8]: Gott, dein Thron währt von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Dieser Brief erklärt, dass Jesus höher als die Engel (1,4-8. 13), dem Mose überlegen (3,1-6) und höher als die Hohepriester ist (4,14 – 5,10). Jesus ist größer als all diese, weil er eben Gott ist.
Kein Ausweichen möglich
Der bekannte christliche Autor C. S. Lewis stellt zu Jesus fest: „Ich versu- che hier, den Menschen die Aussage unmöglich zu machen, die man oft über ihn [Jesus] hört: ,Ich bin bereit, Jesus als großen moralischen Lehrer zu akzep- tieren, lehne jedoch seine Behauptung ab, er sei Gott.‘ Das ist es, was wir nicht sagen dürfen. Ein Mann, der nur Mensch wäre und die Dinge sagte, die Jesus sagte, wäre kein großer moralischer Lehrer . . .
Sie müssen wählen. Entweder war – und ist – dieser Mann der Sohn Gottes, oder er ist ein Verrückter bzw. etwas Schlimmeres. Man kann ihn als Tor be- zeichnen und zum Schweigen bringen, ihn bespucken und töten, als wäre er ein Dämon. Oder man fällt ihm zu Füßen und nennt ihn ,Herr‘ und ,Gott‘. Lassen wir jedoch allen schmeichelhaften Unsinn über ihn als großen mensch lichen Lehrer weg. Diese Möglichkeit steht uns nicht zur Auswahl, denn das war nicht seine Absicht“ (Mere Christianity, 1996, Seite 56).