Gottes Versprechen an Abraham und seine Kinder
Zum Verständnis einiger der erstaunlichsten und inspirierendsten Prophezeiungen der Bibel müssen wir uns auf eine Studienreise begeben, in eine Zeit vor ungefähr 4000 Jahren, als Gott mit einem Menschen namens Abraham zu arbeiten begann. Dieser Mann lebte in Mesopotamien, der Wiege der Zivilisation, in der Stadt Ur. Es ist eine der ältesten Städte, deren Überreste jemals von Archäologen entdeckt wurden.
Abraham war ein sehr bemerkenswerter Mensch: Gott machte ihm erstaunliche Zusagen, die in der Folge nicht nur seine Nachkommen betreffen sollten, sondern auch alle Menschen auf der ganzen Welt. Genauso bemerkenswert ist die Geschichte seiner Herkunft. Sie berührt einen wesentlichen Teil dessen, was wir das „Alte Testament“ nennen. Es ist eine Geschichte großer Themen, die nicht nur den Aufstieg und den Fall bedeutender historischer Persönlichkeiten einschließt, sondern genauso den von Kaiser- und Königreichen.
Die Bücher des Alten Testaments beschreiben die Herkunft Abrahams bis zur Entstehung einer mächtigen Nation, des Königtums Israel, sowie Abrahams Eintritt in einen ganz besonderen Bund mit dem allmächtigen Schöpfergott. Die Nation Israel mit ihren zwölf Stämmen war für einen bestimmten Zeitraum von weltgeschichtlicher Bedeutung.
Doch bald zerfiel diese Nation in zwei miteinander konkurrierende Königreiche. Und als das größere der beiden, das den Namen Israel beibehalten hatte (in ihm lebten zehn der zwölf Stämme), seine Partnerschaft mit Gott aufgab, setzte es damit eine Entwicklung in Gang, die zu einem der größten historischen Geheimnisse führte. Diese Entwicklung begann mit dem Zeitpunkt, als diese Stämme aus ihrer angestammten Heimat deportiert wurden.
Das kleinere, südlich gelegene Königreich Juda, das die zwei übrigen Stämme sowie kleinere Teile anderer Stämme einschloß, zog leider keine Lehren aus dem Schicksal seiner nördlich gelegenen blutsverwandten Nachbarn. So wiesen auch die Einwohner des Reiches Juda Gott zurück und gerieten ebenfalls in Gefangenschaft. Dieses Volk behielt jedoch, im Gegensatz zum nördlichen Israel, zum großen Teil seine Identität und blieb somit im Laufe seiner Geschichte sichtbar als ein kleines und oft verfolgtes Volk, das uns heute als die Juden bekannt ist.
Was wurde aber aus den zehn Stämmen Israels? Als sie im 8. Jahrhundert v. Chr. von ihren Feinden, den Assyrern, erobert und in die Gefangenschaft verschleppt wurden, verschwanden sie damit aus dem Blickfeld der allgemeinen Geschichtsschreibung. Diese erinnert sich ihrer nur unter dem Begriff der „zehn verlorenen Stämme Israels“.
Gott hatte jedoch in einem Bund ein absolut bindendes Versprechen mit allen zwölf Stämmen geschlossen. Er hatte versprochen, daß sie immer sein Volk sein sollten und er immer ihr Gott. Können wir darauf vertrauen, daß Gott sein Wort hält? Wie sollte dies möglich sein, wenn die verlorenen zehn Stämme untergegangen sind, wie viele annehmen?
Zur Ergänzung des Puzzles gehört noch, daß in den Prophezeiungen der Bibel wiederholt von den scheinbar verlorenen Israeliten gesprochen wird. Sie sollen in der Zeit nach der Wiederkunft Jesu Christi wieder eine wichtige Aufgabe übernehmen, aber erst nachdem Jesus sie aus „Not und Tod“ befreit hat – eine Zeit, die ihr Leiden in der Vergangenheit als unbedeutend erscheinen lassen wird. Die Propheten des Altertums sprechen von einer Wiederansiedlung der Israeliten nach dieser Leidenszeit in ihrer angestammten Heimat unter der Herrschaft des Messias.
Beachten Sie die Worte Jesu an seine Apostel: „Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet bei der Wiedergeburt, wenn der Menschensohn sitzen wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels“ (Matthäus 19,28; alle Hervorhebungen durch uns).
Meinte Jesus, was er sagte? Wenn diese Nachkommen des alten Israel in der neuen Welt eine Zukunftsrolle haben sollen, so wie Gott es prophezeit hat, wo sind sie dann heute? Wie können wir sie unter den modernen Völkern dieser Erde finden? Warum ist dieses Wissen für uns überhaupt von so großer Bedeutung?
In dieser Broschüre werden Sie sehen, wie stark Gott bei entscheidenden Vorgängen auf der Welt beteiligt ist. Können Sie es sich wirklich leisten, dieses unglaubliche Wissen zu ignorieren?
Wenn dieses Wissen über die verlorenen Stämme Israels nur von historischem bzw. archäologischem Wert wäre, so wäre es in der Tat nur für den historisch interessierten Leser von Interesse. Aber es ist von weitaus größerer Tragweite als vermutet.
Es ist ein Generalschlüssel zum Verständnis aller Prophezeiungen der Bibel! Dieses Wissen erklärt, warum so viele Prophezeiungen von einer kommenden Wiederherstellung eines vereinigten Königreiches aller zwölf Stämme Israels sprechen und warum diese Prophezeiungen in der Bibel so ausführlich dargestellt werden.
Mit dem Verständnis dieser unglaublichen Geschichte können Sie eine Menge darüber lernen, was Gott von allen erwartet, die ihm dienen wollen.
Eine Geschichte von Beziehungen und Vereinbarungen
Unsere Geschichte beginnt mit einer Serie von bemerkenswerten Versprechen, die Gott vor einigen tausend Jahren einem Mann namens Abram gab.
„Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will“, sagte Gott zu Abram. „Ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden“ (1. Mose 12,1-3).
Wie Sie sehen werden, ist Gott seinen Versprechen immer treu. Die Vorbereitung einer besonderen Beziehung zum alten Israel begann Jahrhunderte vor Israels Entstehung als Nation. Er berief Abram und legte damit den Grundstein für seine Beziehung zu Israel als Gemeinschaft von Stämmen bzw. von Großfamilien. Später änderte Gott den Namen von Abram, dessen Bedeutung „erhabener Vater“ ist, in Abraham, was „Vater einer Menge“ bedeutet (1. Mose 17,5).
Beachten Sie nochmals Gottes Versprechen an Abraham: „Ich will dich zum großen Volk machen ... und in dir sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden“ (1. Mose 12,1-3). Was für ein phantastisches Versprechen! Mit dieser Zusage gab Gott einen ehrfurchtgebietenden Plan zur Kenntnis, dessen Verwirklichung zum Vorteil für „alle Völker auf Erden“ dienen sollte.
Später wiederholte Gott diese Zusagen gegenüber Isaak und Jakob, Abrahams Sohn bzw. Enkel, und danach auch gegenüber Jakobs zwölf Söhnen, den Patriarchen der zwölf Stämme Israels. Ihnen gegenüber gab Gott weitere Details seines Vorhabens mit Israel und seines großen Plans für alle Menschen bekannt.
Diese durch den Schöpfer des Universums ausgesprochene Verpflichtung zieht sich wie ein roter Faden durch viele Teile der Heiligen Schrift bzw. stellt ein übergeordnetes Thema dar und schafft damit einen Bezug zu allen Menschen. Sogar das Wirken von Jesus Christus ist eine Fortsetzung dieses Versprechens.
Fast 800 Jahre nachdem die Nation Israel von der „Bildfläche“ verschwunden war, beschrieb der Apostel Paulus die Heiden (Nichtisraeliten) als Menschen, die „ohne Christus“ gewesen sind und die „ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung“ waren und als solche „keine Hoffnung“ hatten und „ohne Gott in der Welt“ waren (Epheser 2,12).
Das sind starke Worte, aber sie unterstreichen die Bedeutung von Gottes Zusagen an Abraham. Der Apostel Paulus erkannte, daß Israel einschließlich der zehn verlorenen Stämme weiterhin existent war. Wenn Paulus allein von den Juden gesprochen hätte, d. h. denjenigen Stämmen, die einst das südliche Königreich gebildet hatten, dann hätte er „Juda“ sagen müssen statt „Israel“. (Lesen Sie dazu den Rahmenartikel „Sind alle Israeliten Juden?“ auf Seite 33.)
Paulus erklärt seine Ausführungen einige Verse später: „Dies war in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offenbart ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist, nämlich daß die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium“ (Epheser 3,5-6).
Wie können alle Menschen durch Jesus an den Verheißungen teilhaben, die Gott Abraham gegeben hat? Paulus sagt dazu: „Gehört ihr aber Christus an,so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben“ (Galater 3,29). Das bedeutet, daß Gott alle, die er als seine Kinder zu berufen gedenkt, in die Familie Abrahams „verpflanzen“ oder „einpfropfen“ muß. Durch eine Reihe von Bünden verpflichtete sich Gott zur Erfüllung dieses Vorhabens (Römer 11,13-27).
Gottes Versprechen an Abraham war nicht auf ein kleines Volk des Altertums in Nahost begrenzt. Seine Zusagen reichen weit in die Zukunft hinein und sind nicht durch nationale Grenzen limitiert. Von Anfang an war es Gottes Absicht, mit diesem Plan alle Nationen zu segnen.
Warum wählte Gott Abraham aus?
Warum machte Gott Abraham zu seinem Diener, um durch ihn das alte Israel als Volk ins Leben zu rufen? Was war Gottes Absicht und warum fing er ausgerechnet in diesem Abschnitt der Menschheitsgeschichte an, mit Abraham zu arbeiten? Nach der Sintflut begann sich die Menschheit erneut von Gott abzuwenden. Unmoral und sittliche Perversion waren zur Zeit Abrahams unter allen Völkern weit verbreitet.
Gott setzte gerade zu diesem Zeitpunkt einen Meilenstein seines Planes zur Errettung der Menschheit, indem er Abraham in seine Dienste berief. Mit diesem Langzeitplan ist die Versöhnung aller Völker mit Gott beabsichtigt, wie uns die Bibel immer wieder zeigt.
Sie werden sich erinnern, daß Gott kurz vor der Sintflut sah, „daß die Erde ganz verderbt war, – denn alles Fleisch hatte sich in seinem ganzen Tun zum Bösen gewandt –, da sagte Gott zu Noah: Das Ende alles Fleisches ist bei mir beschlossen; denn die Erde ist durch ihre Schuld voll von Gewalttaten; darum will ich sie mitsamt der Erde vertilgen“ (1. Mose 6,12-13; Menge-Übersetzung). Nur Noah mit seiner Frau, seinen Söhnen und Schwiegertöchtern überlebte diese Flut.
Schon kurz nach der Sintflut wandten sich die Menschen wieder von Gott ab und errichteten als Symbol ihrer Rebellion den Turm zu Babel (1. Mose 11,1-9). Vor diesem Hintergrund und mit der Entstehung autoritärer Stadtstaaten leitete Gott eine neue Phase in seinem Plan ein, dessen Ziel die Umkehr aller Völker zum Weg Gottes ist. Und so entschied er, einen treuen Menschen auszuwählen, durch dessen Nachkommen eine Gruppe einflußreicher Nationen entstehen sollte, die allein für den Zweck ausgewählt wurden, der Menschheit Gottes Lebensweg und seine Werte vorzuleben und zu lehren.
Ein Teil dieses Planes ist von Gott dazu bestimmt, alle Nationen den Unterschied zwischen zwei entgegengesetzten Lebenswegen erkennen zu lassen. Er möchte, daß jeder Mensch lernt, daß allein Gottes Lebensweise wahren und dauerhaften Segen für die gesamte Menschheit bringt.
Erwählt für eine Aufgabe
Die Geschichte der Israeliten ist die Geschichte einer einzigen Familie, die der große Schöpfergott aus allen Völkern für einen großen Dienst auswählte. Obwohl Israel ein auserwähltes Volk war, so ist es in keiner Weise ein „Herrenvolk“, weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart. Der Apostel Petrus erklärte eindeutig, „in jedem Volk, wer ihn (Gott) fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm“ (Apostelgeschichte 10,35). Das ist eine ewig gültige Wahrheit!
Auf den ersten Blick mag es so scheinen, daß Gott Abraham und seine Nachkommen auswählte, weil sie etwas Größeres oder von Geburt her besser waren als andere Menschen. Dies ist aber nicht der Fall. Gott wählte absichtlich eine kleine Gruppe von Menschen aus, die weltpolitisch völlig ohne Bedeutung war.
Beachten Sie, was Gott zum alten Israel sagte: „Nicht hat euch der HERR angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter allen Völkern –, sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat ... So sollst du nun wissen, daß der HERR dein Gott allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten“ (5. Mose 7,7-9; vgl. auch 1. Korinther 1,26-29).
Gott erwählte Abraham für eine ganz besondere Aufgabe. Doch vorher prüfte er ihn, um zu sehen, ob Abraham treu bleiben würde. Weil Abraham seinem Schöpfer vertraute, bestand er all diese Prüfungen. Erst danach begann Gott mit ihm zu arbeiten. „Denn was sagt die Schrift? Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden“ (Römer 4,3; vgl. dazu 1. Mose 15,6).
Gott „schmiedete“ das alte Israel mit seiner väterlichen Hand, das aus zwölf verwandten Stämmen bzw. Großfamilien bestand, deren Vorväter Abraham sowie sein Sohn Isaak und Isaaks Sohn Jakob waren.
Abrahams ausgedehnte Familie wuchs zu einem großen Volk heran – es waren die Nachkommen der zwölf Söhne Jakobs. Gott machte sie zu einer Nation und trat in einen Bund mit ihnen ein. Sie erhielten die gemeinsamen Namen „Israel“, „die Söhne Israels“ oder „die Kinder Israels“.
Israel war ein zusätzlicher Name Jakobs. Als Gott anfing, mit Jakob zu arbeiten, nannte er ihn Israel, das bedeutet „der mit Gott wandelt“ oder „ein Prinz mit Gott“ (1. Mose 32,24-30).
Israels Nachkommen sind auch bekannt unter den Namen „der Samen Abrahams“, „das Haus Jakob“ oder auch kurz „Jakob“ und die einzelnen Stämme unter ihren jeweiligen Namen: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Sebulon, Issachar, Dan, Gad, Asser, Naftali, Josef und Benjamin.
Später adoptierte der Patriarch Jakob bezüglich des Erbrechts seine von Josef stammenden Enkelsöhne Ephraim und Manasse als seine eigenen Söhne. Im Ergebnis bestand die Nation Israel aus historischer Sicht entweder aus zwölf oder aus dreizehn Stämmen, abhängig davon, ob man die Nachkommen Josefs als einen Stamm (Josef) zählt oder als zwei Stämme (Ephraim und Manasse).
Versprechen von weltgeschichtlicher Bedeutung
In der Zeit, in der Gott mit Abraham arbeitete, wurden die Versprechen an Abraham ständig erweitert. Diese Zusagen Gottes gründen sich auf eine Reihe von Prophezeiungen mit solch weitreichenden Verheißungen, wie sie kein anderer Mensch auf Erden jemals erhalten hat. So bezogen sich neben den nach Abraham lebenden Propheten Israels auch Jesus Christus und seine Apostel auf diese Verheißungen als Grundlage ihrer Botschaft und ihres Wirkens (Apostelgeschichte 3,13. 25).
Lassen wir nochmals Gott zu Wort kommen, als er mit dem Patriarchen Abraham redete: „Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und will dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Und ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden“ (1. Mose 12,2-3; siehe auch 1. Mose 18,18; 22,18; 26,4; 28,14).
Durch die Apostel lernen wir später aus der Bibel, daß der größte Segen, der durch Abrahams „Samen“ der ganzen Menschheit zuteil wurde, das Geschenk des ewigen Lebens durch Jesus Christus darstellt (Galater 3,7-8. 16. 19; Apostelgeschichte 3,25-26). Durch seine Mutter Maria war Jesus ein gebürtiger Jude aus dem Stamm Juda, ein Nachkomme Abrahams (Hebräer 7,14). Sein Opfer machte es möglich, daß Menschen aus allen Völkern zu dem Gott Abrahams eine Beziehung haben können.
Mit dem Eintritt eines Menschen in einen Bund mit Christus wird dieser Mensch – unabhängig von seiner Geburt oder Rasse – zum „Samen“ Abrahams gerechnet. Dies machte der Apostel Paulus ganz deutlich, als er in Galater 3, Verse 28-29 schrieb: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben.“
Damit wird zunehmend klar, daß Gott von Anfang an, als er mit Abraham Kontakt aufnahm, die Absicht hatte, allen Menschen das Heil zugänglich zu machen. Die Bibel offenbart viele weitere Details, wie Gott diesen Plan in der Folgezeit in die Tat umzusetzen begann. Doch die Grundlage zu allem finden wir im ersten Buch Mose in den Verheißungen, die Abraham von Gott erhielt.
In der Bibel finden wir diverse Aspekte von Gottes Erlösungsplan für die Menschheit. Die geistliche Dimension ist nur ein Teil der Geschichte. Als physische Wesen leben wir in einer materiellen Welt. Deshalb verwendet Gott oft materielle Mittel zum Erreichen seiner geistlichen Ziele, wie z. B. die Gabe oder den Entzug von materiellen Segnungen als Prinzip der Belohnung bzw. der Bestrafung für gottgefälliges bzw. sündhaftes Verhalten.
Betrachten wir z. B. das Versprechen Gottes, Abraham „zum großen Volk“ zu machen (1. Mose 12,2). Viele Kenner der Bibel verstehen die Tragweite dieses materiellen Versprechens überhaupt nicht. Die Gegner der Bibel spotten einhellig darüber, weil sie davon ausgehen, daß das Volk Israel niemals über die Größe von zwei unbedeutenden Königreichen östlich des Mittelmeers hinauswuchs. Aber hier gehen alle fehl! Gott lügt nicht (Titus 1,2). Er hält seine Versprechen! Wir werden in Kürze sehen, warum und wie Gott seine Zusagen an Abraham bezüglich nationaler Größe erfüllt hat.
Versprechen von nationaler und materieller Größe
Im 1. Buch Mose, in den Kapiteln 12 bis 22, sind Gottes Versprechen an Abraham und deren wiederholte Bestätigung aufgezeichnet. Die Geschichte beginnt mit Gottes Aufforderung an Abraham, seine Heimat und seine Familie zu verlassen (1. Mose 12,1-3). Das war die erste von Abraham zu erfüllende Bedingung, um Gottes Versprechen zu erhalten.
Als Abraham gläubig gehorchte, versprach Gott, ihn zu segnen und seinen Namen groß zu machen. Darüber hinaus sollten seine Nachkommen genauso gesegnet werden. Wie wir später sehen werden, führten die Auswirkungen dieses Versprechens zu den größten geopolitischen Entwicklungen der jüngsten Geschichte.
Einige Verse weiter erschien Gott wiederum Abraham und versprach seinen Nachkommen das Land Kanaan (Vers 7). Gottes Zusage enthält eindeutig materielle Aspekte: Besitz von Grund und Boden.
Weitere Details zu Gottes Versprechen liefert 1. Mose 13. Nach dem Bericht über Abrahams Großzügigkeit bei der Vergabe der fruchtbaren Gebiete am Jordan an seinen Neffen Lot (Verse 5-13) bestätigt Gott seine Zusage an Abraham damit, daß er ihm das Land Kanaan für immer geben würde (Verse 14-17), um zu zeigen, daß seine Worte für die nahe und ferne Zukunft Gültigkeit haben.
Obwohl Abraham noch kinderlos war, hatte Gott ihm versprochen, seine Nachkommen zahlreich zu machen „wie den Staub auf Erden. Kann ein Mensch den Staub auf Erden zählen, der wird auch deine Nachkommen zählen“ (Vers 16). Das ungeheure Ausmaß dieses Versprechens, die nahezu grenzenlose Expansion der Nachkommen Abrahams, sollte wirklich nicht unterschätzt werden. Wir werden bald sehen, welche große Bedeutung diese Worte haben.
Ungefähr ein Jahrzehnt später erschien Gott Abraham wieder in einer Vision. Ungeachtet der Tatsache, daß Abraham noch keinen Nachkommen hatte, versprach Gott ihm einen Erben, der – wie Gott es formulierte – „von seinem Leibe kommen soll“ (1. Mose 15,4). Diese unmöglich erscheinende Nachkommenschaft sollte von diesem Erben, von Isaak kommen:
„Und er [Gott] hieß ihn [Abraham] hinausgehen und sprach: Sieh’ gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? Und [er] sprach zu ihm: So zahlreich sollen deine Nachkommen sein“ (Vers 5). Und wie reagierte Abraham darauf? „Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit“ (Vers 6).
Abrahams Vertrauen darauf, daß Gott sein Wort auch in ferner Zukunft hält, war einer der Gründe, warum Gott Abraham liebte. Gott erwählte ihn nicht nur zum Stammvater einiger mächtiger Nationen, sondern auch zum „Vater ... aller, die glauben“ (Römer 4,11).
Wenige Verse später versprach Gott ihm nicht nur eine zahllose Nachkommenschaft, sondern auch ein Gebiet, das „von dem Strom Ägyptens an bis an den Strom Euphrat“ reichen sollte (1. Mose 15,18). Dieses große Gebiet umfaßt wesentlich mehr Land, als das von Gott in seinem ersten Versprechen zugesagte Land Kanaan (1. Mose 12,6-7; 17,8; 24,7).
Gott erweitert seine Versprechen
Aufgrund Abrahams beständiger Treue erweiterte Gott seine Versprechen nochmals beträchtlich gegenüber den Zusagen, die er Abraham ursprünglich gegeben hatte. Die detaillierteste Darstellung von Gottes erstaunlichen Verheißungen finden wir in 1. Mose 17: „Als nun Abram 99 Jahre alt war, erschien ihm der HERR und sagte zu ihm: Ich bin Gott, der Gewaltige. Führe dein Leben in enger Verbindung mit mir und halte dich ganz an mich! Ich schließe mit dir einen Bund und mache dir die feste Zusage: Ich will dir unermeßlich viele Nachkommen geben ...
Ich verbürge mich dafür: Du wirst zum Vater vieler Völker werden. Deshalb sollst du nicht mehr Abram heißen, sondern Abraham; denn ich habe dich zum Vater vieler Völker bestimmt ... Du wirst so viele Nachkommen haben, daß sie zu ganzen Völkern werden, und sogar Könige sollen von dir abstammen. Meine Zusage gilt dir und deinen Nachkommen in jeder Generation; sie ist unumstößlich für alle Zeiten: Ich bin euer Gott und werde euch das ganze Land Kanaan geben, in dem du jetzt als Fremder lebst. Für immer soll es deinen Nachkommen gehören, und ich werde ihr Gott sein“ (Verse 1-8; Gute Nachricht Bibel).
Genauso wie bei den vorher gemachten Zusagen Gottes an Abraham, waren die versprochenen Segnungen auch diesmal noch an die Bedingung geknüpft, daß Abraham gehorsam und treu weiter zur geistlichen Reife wachsen mußte. Gott erinnerte ihn nochmals daran, indem er sagte: „Führe dein Leben in enger Verbindung mit mir und halte dich ganz an mich!“ (Vers 1; vgl. auch mit Matthäus 5,48).
Die Erweiterung von der „großen Nation“ zu „vielen Völkern“
Ein wichtiger Teil der Verheißung Gottes war die große Anzahl von Abrahams Nachkommen. Gott unterstrich dieses Versprechen, indem er dem Patriarchen einen neuen Namen gab. Denn bis zu diesem Zeitpunkt war er als Abram bekannt. Doch jetzt sagt Gott zu ihm: „Darum sollst du nicht mehr Abram heißen, sondern Abraham soll dein Name sein; denn ich habe dich gemacht zum Vater vieler Völker“ (1. Mose 17,5). Wie schon erwähnt, bedeutet Abram „erhabener Vater“ und Abraham „Vater einer Menge“.
Gott bezieht sich damit auf diesen Aspekt seiner Zusage: „Und ich will dich sehr fruchtbar machen und will aus dir Völker machen, und auch Könige sollen von dir kommen“ (Vers 6; siehe auch Verse 15-16).
Gott fährt fort: „Und ich will dir und deinem Geschlecht nach dir das Land geben, darin du ein Fremdling bist, das ganze Land Kanaan, zu ewigem Besitz, und will ihr Gott sein ... So haltet nun meinen Bund, du und deine Nachkommen von Geschlecht zu Geschlecht“ (Verse 8-9).
Der Bericht in 1. Mose 17 bezeichnet Gottes Versprechen an Abraham als „ewigen Bund“ (Vers 7, 13, 19), d. h., er stellt ein für Gott bindendes Versprechen dar, den Nachkommen des Patriarchen das Land Kanaan als ewigen Besitz zu geben (Vers 8). Gottes Versprechen an Abraham war von großer Bedeutung und Tragweite.
Zum sechsten Mal wird Gottes Versprechen an Abraham in 1. Mose, Kapitel 18 im Rahmen der unmittelbar bevorstehenden Zerstörung der Städte Sodom und Gomorra erwähnt. Die Engel, die Abraham als Gäste aufnahm, brachten ihm die Nachricht der bevorstehenden Vernichtung der beiden Städte und bestätigten ihm und seiner Frau die bevorstehende Geburt eines Sohnes (Verse 10-14).
Ungefähr ein Jahr nach dieser Begegnung erfüllte sich in dramatischer Weise ein Teil der Zusage Gottes an Abraham, als Sara ihren gemeinsamen Sohn Isaak zur Welt brachte (1. Mose 21,1-3). Nachdem Abraham seine Treue gegenüber Gott bewiesen hatte, erfüllte Gott auch treu sein Versprechen an Abraham.
Abrahams größte Prüfung
Den Höhepunkt innerhalb der sieben Aufzählungen der Versprechen Gottes an Abraham finden wir in 1. Mose 22. Hier finden wir eine der herausragendsten Geschichten der Bibel. Ihre Schilderung enthält auch Gottes letztmalige Wiederholung seiner Zusagen an Abraham.
Der in dieser Geschichte gezeigte Wille Abrahams, seinen Sohn Isaak zu opfern, stellt eine Vorausschau eines grundlegenden Ereignisses in Gottes Plan zur Errettung der Menschheit dar, nämlich der Hingabe seines einzigen Sohnes, Jesus Christus, als Opfer für uns (Johannes 3,16-17).
Bisher waren alle Verheißungen Gottes vom anhaltenden Gehorsam Abrahams abhängig (1. Mose 12,1; 17,9). Nach den Ereignissen in 1. Mose 22 jedoch hob Gott seinen Bund mit Abraham auf ein neues Niveau. Warum?
Gott gebot Abraham, den Sohn der Verheißung Isaak (Römer 9,9) auf dem Berg Morija als Opfer darzubringen (1. Mose 22,2). Damit begann Abrahams schwerste Prüfung hinsichtlich seiner Treue zu Gott. Abraham hatte gelernt, Gott uneingeschränkt zu vertrauen. Er führte Gottes Anweisungen Schritt für Schritt bis zu dem Punkt aus, an dem er durch das wunderbare Eingreifen Gottes an der Tötung seines Sohnes gehindert wurde (Verse 9-11).
Es war eigentlich nicht Gottes Absicht, Abraham seinen Sohn töten zu lassen, obwohl Abraham im voraus nicht wußte, was Gott vorhatte. Statt dessen zeigt uns die Geschichte, was Gott wirklich über Abraham herausfinden wollte: „Jetzt weiß ich, daß du Gott gehorchst. Du warst bereit, mir sogar deinen einzigen Sohn zu opfern“ (Vers 12, Gute Nachricht Bibel).
In seinem Willen, dem lebendigen Gott zu gehorchen, war Abraham bereit, auf das für ihn Kostbarste zu verzichten – seinen einzigen Erben (Vers 16). Gott wollte Abrahams Sohn zwar nicht als Opfer haben, aber er wollte wissen, ob Abraham auch bei der für ihn härtesten Prüfung seines Lebens auf Gott bauen würde. Abraham bestand diese Prüfung!
Abrahams absolutes Vertrauen in Gott ist der Grund, warum die Bibel ihn den „Vater aller Gläubigen“ nennt (Römer 4,11-22; vgl. dazu auch Galater 3,9 bzw. Hebräer 11,17-19). Er ist der geeignete Gründer einer Familie mit unzähligen Nachkommen, die das geistliche Volk Gottes sein werden (1. Mose 18,19).
Gottes Versprechen werden bedingungslos
Ab diesem Zeitpunkt ist das Versprechen Gottes an Abraham sowohl in physischer als auch geistlicher Hinsicht an keine Bedingungen geknüpft. Gottes Worte „Ich habe bei mir selbst geschworen“ (1. Mose 22,16) zeigen, daß die Erfüllung der Versprechen in Zukunft nicht mehr von Abraham abhängen würde, sondern allein von Gott. Gott selbst verpflichtete sich bedingungslos, seine Zusagen an Abraham und seinen Nachkommen zu erfüllen.
Gottes Wahrheitsliebe und Rechtschaffenheit sind die Garantie für seine Verheißungen. Er legt sich hier bedingungslos fest, alle seine Versprechen in allen Details zu erfüllen. (Lesen Sie dazu den Rahmenartikel auf Seite 10 „Ist Gottes Wort vertrauenswürdig?“.)
Wenn wir die bedingungslose Natur der Verheißungen Gottes verstehen, dann haben wir auch ein besseres Bild, nach welchem wir bei unseren geschichtlichen Nachforschungen hinsichtlich der Nachkommen des alten Israel Ausschau halten können. Da Gott niemals sein Wort bricht, kann er seine Zusagen an Abraham nicht annullieren (4. Mose 23,19). Alle Details in seinem Versprechen sind deshalb auch Hinweise bei unserer Suche nach der Identität der verlorenen zehn Stämme Israels nach der Zeit ihres Exils.
Das 22. Kapitel im ersten Buch Mose schließt mit der Wiederholung der zentralen Elemente der Zusagen Gottes an Abraham, indem er sagt: „Ich will dein Geschlecht segnen und mehren wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres, und deine Nachkommen sollen die Tore ihrer Feinde besitzen“ (Vers 17). Diese physischen, materiellen und nationalen Segnungen sind die Schlüssel zur Identifizierung der Nachkommen Abrahams in der heutigen Welt.
Gott fährt in seinem Wort fort: „In deinem Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast!“ (Vers 18, SchlachterÜbersetzung). Dieser Segen hat eine zweifache Bedeutung: Zum einen machte Gott durch Christus, einen Nachkommen Abrahams, die Errettung der ganzen Menschheit möglich (Galater 3,16; Johannes 3,16) – eine geistliche Segnung. Zum anderen sollte die ganze Welt an dem Beispiel Abrahams erkennen, daß materieller Segen letztendlich an Gehorsam gegenüber Gott geknüpft ist (5. Mose 4,2. 6). Gottes Versprechen haben daher sowohl geistliche als auch materielle bzw. physische Inhalte.
Gott bestätigt seine Verheißungen gegenüber Abrahams Sohn Isaak
Gott bestätigte auch gegenüber den Nachkommen Abrahams wiederholt seine Zusagen. So wurde sein Bund mit Isaak, dem verheißenen Sohn des Patriarchen, bestätigt (1. Mose 26,1-5). Daß die Bibel in detaillierten Aufzeichnungen zeigt, wie die Verheißungen der Segnungen von Generation zu Generation bestätigt wurden, ist ein zusätzlicher Beweis dafür, daß Gottes Bund mit Abraham – abgesehen von den herausragenden messianischen Prophezeiungen – auch immer materielle und nationale Aspekte beinhaltete.
Gottes Zusagen an Isaak schließen große materielle Segnungen ein, wenn er spricht: „Dir und deinen Nachkommen will ich alle diese Länder geben“ (1. Mose 26,3-4). Genauso versprach Gott ihm unzählige Nachkommen, wie vorher schon Abraham, mit den Worten: „[Ich] will deine Nachkommen mehren wie die Sterne am Himmel“ (Vers 4).
Diese Verheißungen wurden vorerst damit erfüllt, als die Millionen Israeliten unter der Führung Mose den Berg Sinai erreichten und später noch einmal zur Zeit Salomos (5. Mose 1,10; 1. Könige 4,20). Doch in beiden Fällen hing der materielle Segen Israels von seinem eigenen Gehorsam Gott gegenüber ab (2. Mose 19,5).
Jakob empfängt das Erstgeburtsrecht und den Segen
Der auf Isaak gekommene Segen stand eigentlich seinem erstgeborenen Sohn Esau zu (1. Mose 25,21-26). Esaus jüngerer Zwillingsbruder Jakob jedoch überredete Esau dazu, sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht an ihn abzutreten (Verse 29-34).
Was stellte das Erstgeburtsrecht dar, und warum war es von solcher Bedeutung? Die International Standard Bible Encyclopedia erklärt, daß das „Erstgeburtsrecht naturgemäß dem erstgeborenen Sohn zustand ... Diese Person wurde grundsätzlich zum Oberhaupt der Familie, durch das der Name der Familie weitergegeben wurde. Als Erstgeborener stand ihm ein doppelter Anteil des väterlichen Erbes zu ... Der Erstgeborene trug die Verantwortung für die Ausübung der Autorität über den gesamten Haushalt“ (Ausgabe 1979, Band 1, Stichwort „Birthright“, Seite 515-516).
Um den Segen des Erstgeburtsrechts von seinem Vater zu erhalten, griff Jakob zu einem Trick, um den blinden und alten Isaak glauben zu machen, daß er Esau sei (1. Mose 27,18-27). Jakob wußte nicht, daß dieser Betrug nicht nötig gewesen wäre. Gott hatte schon vor der Geburt von Jakob und Esau offenbart, daß Jakob der Stärkere der beiden und daß Esau ihm untergeordnet sein würde (1. Mose 25,23). Doch Gott ließ zu, daß Jakob den Segen des Erstgeburtsrechts durch Betrug empfing und so zum Patriarchen und überragenden Erben der Familie wurde. Erst spä- ter brachte Gott Jakob bei, nicht mehr auf seine frühere betrügerische Vorgehensweise zu bauen.
Beachten Sie jetzt, welchen Segen Jakob von Isaak empfing: „Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde und Korn und Wein die Fülle. Völker sollen dir dienen und Stämme sollen dir zu Füßen fallen. Sei ein Herr über deine Brüder, und deiner Mutter Söhne sollen dir zu Füßen fallen. Verflucht sei, wer dir flucht; gesegnet sei, wer dich segnet“ (1. Mose 27,28-29). Das sind keine leeren Worte! Isaak gab hier offiziell die erstaunlichen Zusagen weiter, die Gott seinem Vater Abraham gegeben hatte.
In einem späteren Traum bestätigte Gott Jakob, daß er wirklich die Segnungen des Erstgeburtsrechts erhalten sollte. Gott offenbarte ihm, daß seine Nachkommen zahlreich „wie der Staub auf Erden“ werden sollten und er sich „gegen Westen und Osten, Norden und Süden“ ausbreiten würde, d. h. in alle Richtungen von seiner Heimat aus, dem Nahen Osten (1. Mose 28,12-14).
Wenn man sich die Tragweite eines solchen Versprechens vor Augen hält, dann ist es nicht verwunderlich, daß der Apostel Paulus später Jakobs Großvater,Abraham, als „Erben der Welt“ bezeichnet (Römer 4,13). Gott beabsichtigte ganz offensichtlich, daß die Nachkommen Abrahams große Teile der Welt beherrschen sollten. Diese Broschüre erklärt, wie diese Verheißung in Erfüllung ging und wie sie sich in Zukunft in noch viel größerer Weise erfüllen wird.
Josefs zwei nationale Identitäten
In 1. Mose 35 entdecken wir einen weiteren Aspekt der Zusagen zum Erstgeburtsrecht. Hier verspricht Gott, daß „ein Volk und eine Menge Völker“ von Jakob kommen sollen (Vers 11). Dieser Aspekt von Jakobs Erbe ist für das Verständnis von Schlüsselprophezeiungen sehr wichtig! Die Segnungen des Erstgeburtsrechts sollten sich in zwei unterschiedlichen eigenständigen Völkerschaften erfüllen.
In 1. Mose 48 gab Jakob diesen Teil der Abraham gegebenen Verheißungen an die Söhne Josefs weiter, an Ephraim und Manasse. Zum gleichen Zeitpunkt gab Jakob ihnen, seinen Enkelsöhnen, auch seinen Namen (Vers 16). Die Folge davon ist, daß viele Aussagen in den prophetischen Bü- chern der Bibel, die sich auf „Jakob“ oder „Israel“ beziehen, primär diesen beiden Nachkommen Jakobs gelten.
Jakobs Segen schloß Landbesitz ein, d. h. ein nationales Hoheitsgebiet, das die Nachkommen seiner beiden Enkel „für alle Zeit“ mit „einer Menge von Völkern“ (Vers 4) besitzen sollten. Hier sehen wir zum zweiten Mal die bemerkenswerten Versprechen an Jakobs Nachkommen, insbesondere an Ephraim und Manasse, daß sie „ein Volk“ und „eine Menge von Völkern“ werden sollten (Vers 19).
Nicht alle Verheißungen Gottes gingen jedoch an Josef und seine Nachkommen. So erhielt Juda eine Zusage von außerordentlicher geistlicher Bedeutung. Durch Jakob prophezeite Gott, daß „das Zepter (die Regierungsgewalt) nicht von Juda weichen“ würde (1. Mose 49,10). Diese Prophezeiung wies sowohl auf die Herkunft der zukünftigen israelitischen Königsdynastie von David hin als auch auf die Rolle von Jesus, dem Messias, der von Juda abstammte und auch aus Davids Hause kam (Lukas 1,32; Hebräer 7,14; Offenbarung 5,5). Jesu Aufgabe wird es sein, die Erde als König aller Könige zu regieren (Offenbarung 11,15; 17,14; 19,16).
Die materiellen und nationalen Segnungen des Erstgeburtsrechts gingen dagegen nicht an Juda, sondern an Josef unter Ausschluß von Ruben, dem Erstgeborenen. Welche Umstände führten zur Bevorzugung von Josef? Sein Bruder Ruben „war zwar der Erstgeborene, aber weil er seines Vaters Bett entweihte, wurde sein Erstgeburtsrecht gegeben den Söhnen Josefs, des Sohnes Israels ... [so] wurde er nicht in das Geschlechtsregister Israels als Erstgeborener aufgezeichnet; denn Juda war mächtig unter seinen Brüdern, und einem aus seinem Stamm wurde das Fürstentum gegeben, Josef aber erhielt das Erstgeburtsrecht“ (1. Chronik 5,1-2).
Durch die Zusagen des Erstgeburtsrechts erhielten Josefs Söhne, Ephraim und Manasse, die Segnungen von Wohlstand, Macht und nationalem Ansehen.
Die Segnungen der Nachkommen Josefs
Die wahrscheinlich deutlichste Offenbarung über das Erstgeburtsrecht in der Bibel finden wir in 1. Mose 49. Hier finden wir Jakobs Segnungen und Prophezeiungen über jeden seiner Söhne und deren Nachkommen für das „Ende der Tage“ (Vers 1, Zürcher Bibel). Beachten Sie, daß die von Jakob vorausgesagten Segnungen für die Nachkommen Josefs „am Ende der Tage“ wirklich gewaltig sind:
„Du, Josef, bist dem Weinstock gleich, der an der Quelle üppig treibt und seine Mauer überwuchert. Die Feinde fordern dich zum Kampf, beschießen dich mit ihren Pfeilen; doch du bleibst unerschüttert stehen und schießt mit rascher Hand zurück. Bei dir ist Jakobs starker Gott; deswegen führst du Israel und bist des Volkes Schutz und Stärke. Der Gott, der Gewaltige, ist es, der dir hilft; dich segnet deines Vaters Gott. Er gibt dir Regen aus dem Himmel, gibt Quellen aus der Erdentiefe.
Das Leben mehrt und segnet er mit Fruchtbarkeit des Mutterleibes, mit Überfluß aus Mutterbrüsten. Du siehst die Berge [Völker und Nationen], fest und ewig, die hoch bis in die Wolken ragen; dein Reichtum überragt sie alle. Dies alles ist dir vorbehalten, weil du den Segen erben sollst, den ich, dein Vater, einst empfing. Du, Josef, bist der Auserwählte inmitten aller deiner Brüder“ (1. Mose 49,22-26; Gute Nachricht Bibel).
Ganz klar zeigt uns diese prophetische Aussage, daß Josefs Nachkommen „am Ende der Tage“ in einem Land mit hoher Produktivität und einer leistungsfähigen Landwirtschaft leben werden. Sie werden ein Volk sein mit einem ausgedehnten territorialen Bereich, mit einer unübersehbaren politischen, militärischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einflußsphäre, ein Volk, dessen „Weinstock ... seine Mauer überwuchert“.
Sie werden bei einem feindlichen Angriff siegreich zurückschlagen. Manchmal werden ihre Siege wie ein „Wunder“ oder „schicksalhaft“ erscheinen, da der allmächtige Gott, aufgrund seiner Verheißungen an Abraham, ihr Helfer und die Quelle ihrer Segnungen ist. Sie werden ein Volk sein, das in einem ungewöhnlich günstigen Klima leben wird, welches ein beständiges Bevölkerungswachstum fördert. Sie werden sich der Segnungen guter Ernten, gesunder großer Tierherden und ausgedehnter Naturschätze erfreuen.
Mit anderen Worten, wir können erwarten, daß sie vor allen anderen Völkern die besten Ressourcen dieser Erde besitzen werden, und dies alles „am Ende der Tage“ (1. Mose 49,1).
Wo können wir die Nachkommen Josefs finden, die verlorenen Stämme von Ephraim und Manasse? Die Liste der aufgezählten Segnungen läßt viele Nationen dieser Erde ausscheiden. Um die Richtigen zu finden, müssen wir uns fragen, wer „am Ende der Tage“ die Segnungen der heutigen Welt besitzt. Gott versprach alle diese Segnungen den Nachkommen Josefs – nicht aber deshalb, weil sie sie selbst verdient hätten, sondern weil Abraham Gott gehorchte und Gott sein Wort hält.
Was nutzt uns dieser Nachweis? Er ist eine überwältigende Bestätigung der Existenz Gottes und seines Wirkens. Wenn wir seinen Versprechen glauben und sehen, wie Gott sie in Erfüllung bringt, dann wird unser Blick auf die heutige Weltlage ein völlig anderer sein als der solcher Menschen, die dieses Wissen ignorieren bzw. überhaupt nicht kennen.
In den nahezu 3700 Jahren seitdem Gott diese Versprechen gab, können nur sehr wenige Nationen beanspruchen, diese Segnungen jemals nur ansatzweise erhalten zu haben. Und noch weniger sind es, die „am Ende der Tage“ von sich behaupten können, daß sie aufgrund ihrer wirtschaftlichen und politischen Stärke den Status einer internationalen Supermacht besitzen, so wie es den beiden Stämmen, die den Namen „Israel“ tragen sollen – Josefs Söhne, Ephraim und Manasse – vorausgesagt wurde.
Es gibt jedoch zwei Kandidaten, auf die die zitierten Prophezeiungen genau zutreffen. Welche Länder sind es? Es sind die USA und das Britische Commonwealth. Wie gut paßt ihr Auftreten in das Netz der Anhaltspunkte, das wir finden können? Um diese Frage zu beantworten, begeben wir uns jetzt auf eine Reise in die Weltgeschichte, angefangen von der Zeit der Vereinigung der Stämme Israels zu einer Nation bis in unsere Tage hinein.