Die Wichtigkeit guter Freundschaft
Wer einsam ist, der hat es gut, weil keiner da, der ihm was tut. Ihn stört in seinem Lustrevier, kein Tier, kein Mensch und kein Klavier.“ So hat Wilhelm Busch der Meinung einer Minderheit humorvoll Ausdruck verliehen. Die meisten Menschen suchen jedoch Gemeinschaft und Gesellschaft. Beziehungen und Bekanntschaften sind ihnen wichtig. Sie haben den Wunsch, Freundschaften zu pflegen.
Freundschaft ist ein wesentlicher Bestandteil der göttlichen Lebensweise, und Gottes Wort hat uns darüber viel zu sagen. Gott selbst hebt das Verlangen nach Freundschaft und Beziehungen stark hervor. Jesus Christus, der eines Sinnes mit dem Vater ist, wird in der Bibel als Bräutigam bezeichnet, der mit der Braut, der Kirche Gottes, eine eheähnliche Verbindung eingeht. Das setzt natürlich ein inniges Verhältnis, eine tiefe Freundschaft voraus. Gottes Plan sieht die Gründung einer Familie vor, die sich durch gesunde, starke, enge Beziehungen auszeichnen wird.
Die Heilige Schrift bezeichnet Abraham und Mose als Freunde Gottes (2. Mose 33,11; Jakobus 2,23). Auch Jesus hatte enge Freunde. Die Jünger waren zwar seine engsten Gefährten, doch pflegte er auch Freundschaft mit anderen, zum Beispiel mit Zöllnern. Das hat ihm auch manches vernichtende Urteil eingebracht (Matthäus 11,19). Matthäus, einer der Zöllner, wurde sogar zum Jünger Christi (Matthäus 9,9-13).
Diese Beispiele zeigen, dass es in Gottes Augen in Ordnung ist, Freunde zu haben, die keine Christen sind. Johannes, ein weiterer Jünger und ein enger Freund von Jesus, weist aber auf eine Gefahr hin, deren wir uns dabei bewusst bleiben müssen: „Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Denn alles, was in der Welt ist, des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit“ (1. Johannes 2,15-17).
Wir müssen ausgeglichen bleiben. Wir sollen Menschen in der Welt – das heißt in der Gesellschaft – helfen, ohne selbst an ihrer Lebensweise teilzunehmen.
Unter den Jüngern scheint Johannes ein besonders enges Verhältnis zum Heiland gehabt zu haben. Kurz vor seinem Tod bat Jesus den Johannes, für seine Mutter Maria zu sorgen. Obwohl Jesus vielen ein Freund war, scheint er für Johannes eine besondere Zuneigung empfunden zu haben. Johannes beschäftigt sich in seinen Briefen eingehend mit dem Thema Liebe.
Da Gott Liebe ist und der Sohn Gottes seinem Vater ähnlich ist (Hebräer 1,3), könnte das der Grund für die Seelenverwandtschaft von Jesus und Johannes gewesen sein. Christi enge Freundschaft mit Johannes hat ihn freilich nicht daran gehindert, anderen zu helfen und auch mit ihnen gute Beziehungen zu pflegen.
Die Erfahrung lehrt, dass man leistungsfähiger, ausgeglichener und vernünftiger sein kann, wenn man gute Freundschaften pflegt. Dies wird auch vom Wort Gottes bestätigt. Das Buch der Sprüche enthält beispielsweise viele Beobachtungen und Ratschläge zu diesem Thema. Dabei wird betont, Freundschaften aus richtigen Beweggründen aufrechtzuerhalten. So heißt es in Sprüche 19, Verse 4-6: „Reichtum macht viele Freunde; aber der Arme wird von seinem Freunde verlassen . . . Viele schmeicheln dem Vornehmen; und wer Geschenke gibt, hat alle zu Freunden.“
König Salomo stellte fest, dass viele Leute Freundschaften aus eigennützigen Beweggründen eingehen. Sie wollen jemanden gewinnen, der etwas für sie tut. Doch ein wahrer Freund wird den anderen nicht ausnutzen, sondern sogar Opfer für ihn bringen. Er wird auch kein Schönwetterfreund sein, sondern stets zum anderen halten, selbst wenn es diesem schlecht geht (Sprüche 17,17).
Ein wahrer Freund fühlt sich an die Beziehung gebunden. Wie Jesus Christus sagt: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde“ (Johannes 15,13). Jesus hat das nicht nur gesagt, sondern auch vorgelebt. Seinem Vorbild zu folgen ist keine leichte Aufgabe.
Manche meinen, Freundschaft bedeute, den Mund zu halten, wenn man anderer Meinung ist oder wenn der andere etwas macht, was man selbst für bedenklich hält. Doch es kann durchaus sein, dass man einem Freund Vorhaltungen machen muss: „Die Schläge des Freundes meinen es gut; aber die Küsse des Hassers sind trügerisch“ (Sprüche 27,6).
Zur Freundschaft gehört, dass man sich gegenseitig erbaut (Sprüche 27,17). Durch Zusammenarbeit kann man viel mehr erreichen als durch Eigenbrötlerei. In diesem Sinn sind zwei besser als einer (Prediger 4,9-12).
Bei der göttlichen Lebensweise geht es nicht darum, von anderen unabhängig zu werden, sondern darum, sich gegenseitig zu helfen. Es geht um enge Beziehungen und eingespielte Zusammenarbeit mit dem Ziel, die Aufgaben zu erfüllen, die Gott uns gibt.
Wir täten alle gut daran, aus gottgefälligen Beweggründen heraus Freundschaften zu suchen, zu entwickeln und zu pflegen. Solche Beziehungen können uns helfen, bessere Menschen zu werden.